Die sehr erfolgreiche Saison der Ruderbundesliga 2024 war kaum verklungen, da begannen bereits für den Alstersprinter die ersten Sondierungen für die diesjährige Saison 2025! Aus meiner Trainersicht startete diese Phase mit einigen bedauerlichen Nachrichten: Mehrere Sportlerinnen konnten das Team aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr unterstützen. Deshalb an dieser Stelle mein herzlicher Dank an Euch: an Kim, unseren Motor im Mittelschiff, die sich nach vielen Saisons und unserem Premieren-Sieg gegen die Berliner HavelQueens letzte Saison verabschiedete; an Lotta, auf deren Leistung im Boot stets Verlass war; an Antonia, unsere meinungsstarke Bugfrau; an Hanna, das „Schweizer Taschenmesser“, die flexibel im Bug oder Heck sowie auf „ihrer“ Seite Backbord oder sogar Steuerbord einspringen konnte – immer dort, wo wir Dich brauchten, und last but not least an Janna, unserer Schlagfrau des letzten Jahres, die zum Leidwesen des ganzen Teams mit ihrer großen RBL-Erfahrung ebenfalls von Bord ging!

Patrick Wiechens. Foto: Mareike Stölzner/ Ruder-Bundesliga

Der Verlust dieser fünf Athletinnen bedeutete: Der eingespielte Bugzweier fehlte, ebenso unsere Schlagfrau, eine verlässliche Kraft im Mittelschiff und die Allrounderin, die jede Trainingslücke im Achter erfolgreich & souverän füllen konnte – was beim RBL-Training deutlicher regelmäßiger vorkommt, als Außenstehende vielleicht vermuten würden…

Also hieß es auch im vergangenen Winter, nach neuen Gesichtern zu suchen, die an das RBL-Rudern herangeführt werden und gemeinsam mit den vorhandenen Kräften zu einer neuen, funktionierenden Mannschaft geformt werden wollen. Jeder Abschied kann auch ein neuer Anfang sein! Da traf es sich gut, dass sich die bisherige Athletin von der Übernahme – die vorigen Saisons noch im Bug beheimatet – vorsichtig mit dem Vorschlag meldete, sich einmal auf Schlag auszuprobieren. Ruderisch gab es seitens der Trainer keinerlei Einwände, also wurde das Boot testweise für die Saison auf Steu-Schlag umgeriggert und rein ins Training. Spoiler: Es blieb dabei & Du hast es hervorragend gemacht. Danke Pia!

Der Winter stand erneut im Zeichen der Grundlagenarbeit. Ab November wurden die Trainingsumfänge erhöht und mit zahlreichen Ergo- und Krafteinheiten wurden die Räumlichkeiten von Club und Hansa intensiv genutzt. Samstags versuchten wir, einen Achter auf die Alster zu bringen – die ersten Schritte waren laut Rückmeldungen (mal wieder) mühsam. An dieser Stelle mein großes Dankeschön an Ortwin, der alle Samstags-Kilometer durch den Winter und ab dem Frühjahr auch die Belastungseinheiten mit dem Motorboot begleitet hat!

Eine Nachlese zu den einzelnen Renntagen möchte ich dieses Jahr nicht verfassen, dazu gab es bereits ausführliche Berichte der Athletinnen aus dem Presse-Team auf unserer Website und in der Galeere sowie knackige Zusammenfassungen auf Instagram unter @alstersprinter.

Das Team
Nun zum Team – und hier möchte ich den Fokus bewusst auch auf jene Athletinnen richten, die durch ihre Teilnahme an vielen Achter-Trainings maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben, auch wenn sie (noch) keinen Renntag im Boot erleben durften. Ohne Euch wären viele kleine und große Erfolge nicht möglich gewesen!

Namentlich bestand das Team neben unserer Steuerfrau Hanna Andritzke aus Pia Groß, Maike Rau, Charlotte Götting, Nora Evers, Annalena Maier, Mirjam Meijer, Charlotte „Charly“ Damerau, Nina Uhl, Elisa „Elli“ Träger, Ella Waddy, Ann-Kathrin Krutsch, Annika Salwiczek, Kristin von Postel, Amelie Schultz und am letzten Renntag noch unterstützt durch Aenne zum Felde. Dazu gab es noch von unseren Ehemaligen in der ein oder anderen Einheit personelle Unterstützung. Wer durchzählt, kommt auf 15 Ruderinnen – das klingt nach viel für einen Achter, dennoch gab es leider immer wieder Einheiten, in denen ein wenig „gebastelt“ werden musste, um das Boot überhaupt aufs Wasser zu bringen. Dabei entstand auch mal die ein oder andere Kombination, die nicht so gut funktionierte… In wenigen Sommerwochen während der Urlaubszeit war es sogar gar nicht möglich, einen Achter zusammenzubekommen. Aber auch die Erholung für Körper und Geist gehört dazu!

Der Alstersprinter 2025. Foto: Alexander Pischke/ Titelbild: Marcel Kipke / Ruder-Bundesliga

Von den 15 Ruderinnen kamen am Ende 13 bei den Renntagen und den Finals in Dresden zum Einsatz. Doch auch die beiden nicht nominierten Athletinnen waren für die Renntagsergebnisse und Erfolge von großer Bedeutung. Danke für Euren Einsatz, Kristin & Amelie! Ich wünsche Euch, dass Ihr weiter dranbleibt und es den etablierten Kräften mit jeder Einheit schwerer macht, ihre Rollsitze zu behaupten.
So kristallisierten sich Pia und Maike als Schlagzweier heraus. Im Mittelschiff arbeiteten Charlotte, Nora, Annalena und Mirjam, vervollständigt durch Ella, Ann-Kathrin und Aenne. Flexibel eingesetzt wurden Elli und Annika, während Charly und Nina als Bugzweier ruderten – stets gesteuert von Hanna.

Entscheidungen
Insgesamt bin ich sehr zufrieden damit, wie mit den von Ortwin und mir getroffenen Entscheidungen umgegangen wurde. „Entscheidung“ bedeutet in diesem Kontext leider oft, eine Enttäuschung zu überbringen – denn keine Sportlerin hört gern, dass ein anderes Teammitglied den Vorzug erhält und man selbst an einem Renntag nicht teilnehmen darf. Gleiches gilt für die Einsätze während der Renntage: Nicht jede Athletin wurde in allen fünf Läufen gleichmäßig eingesetzt. Am Ufer zu stehen, das Team in einzelnen Rennen „nur“ von außen zu unterstützen und kurz darauf wieder voll fokussiert selbst im Boot Leistung zu bringen – das verlangt eine starke innere Haltung und muss mental erst einmal positiv umgesetzt werden.
Wie schnell sich vermeintlich sichere Vorstellungen über die womöglich „schnellste Besetzung“ ändern können, zeigte sich am vierten Renntag in Essen. Dort mussten wir auf einige ungeplante Einflüsse reagieren. So führten leichte Erkrankungen und Verletzungen zu mehr und wilderen Umbesetzungen als an anderen Renntagen. Auch hier wurde das Team über das eigene Ego gestellt: Eine Athletin trat freiwillig zurück, um einer anderen den Einsatz zu ermöglichen, weil sie selbst spürte, nicht ganz bei 100 Prozent zu sein. Das ist charakterlich sehr stark!

Die Besetzung für jeden Lauf haben Ortwin und ich stets unter der Prämisse besprochen und festgelegt, die aus unserer Sicht optimale und schnellste Crew für genau diesen Lauf ins Boot zu setzen – was sich über den Tag und die Rennen durchaus ändern kann. Dass dabei auch die eine oder andere knappe Entscheidung getroffen werden musste, versteht sich von selbst. Ortwin, danke für die Diskussionen auf dem Regattaplatz – auch wenn sie gelegentlich kontrovers waren, haben wir am Ende doch immer einen gemeinsamen Nenner für die Besetzung gefunden.

So sehr man auch versucht, Entscheidungen mit Zahlen vom Ergo, zu Papier gebrachten ruderischen Bewertungen auf dem Wasser und vom Trainingsfleiß zu untermauern – bei ganz knappen Fällen bleibt immer ein Stück Bauchgefühl dabei. Danke ans Team, dass ihr individuell mit noch mehr Einsatz und Trainingsfleiß darauf reagiert habt, um vielleicht die nächste Entscheidung auf eure Seite zu ziehen!

Einordnung Saisonergebnis
Zum Abschluss ein Blick auf das Erreichte: Bronze in der Saison 2025 – aus meiner Sicht eine erneut sehr starke Leistung der Damen! Vier von fünf Renntagen auf dem Podest, einmal nur hauchdünn vorbei und damit durchgehend unter den Top 4. Die Medaillensammlung wurde erstmals um eine goldene Medaille erweitert – meinen herzlichen Glückwunsch!

Ja, die Medaille glänzte in der Vorsaison silbern, das konnten wir diesmal nicht ganz wiederholen. Zur Einordnung möchte ich zwei „Abers“ anführen: Erstens bestand die Saison wieder aus regulären fünf Renntagen, nicht nur aus dreien nach der Sommerpause. Das bedeutete, dass wir deutlich früher im Jahr ein schnelles Boot brauchten – in Lübeck, wenige Wochen vor Saisonbeginn, äußerte sich die Sprecherin noch mit spürbaren Sorgen über unsere Form. Zweitens ist das Feld in der Frauen-Ruderbundesliga aus meiner Sicht noch enger zusammengerückt als im Vorjahr. Ein schwächeres Rennen konnte sich kein Team leisten, sonst ging es direkt weiter nach hinten im Renntagsergebnis. Das zeigt sich an mehreren Punkten (die jeweilige Saisonplatzierung in Klammern): Die Boote aus Osnabrück (5.) und Leipzig (6.) brachten die späteren Top-4-Teams in direkten Duellen gehörig ins Schwitzen und konnten sie mehrfach schlagen – besonders in den Zeitläufen.

• Das Boot aus Hannover (7.) verringerte den Abstand zur Spitze kontinuierlich über die Renntage.
• Beim Allstars-Boot aus Minden (8.) wusste man nie im Voraus, was die gemeldete Kombination leisten würde.
• Die Top 4 lagen im Endergebnis nur einen Punkt auseinander, die drei Podiumsboote waren sogar punktgleich.
• Die fünf Renntagssiege verteilten sich auf vier Teams – Mainz (4.) war das einzige Team mit zwei Siegen, verpasste das Podium dennoch hauchdünn.
• Der Liga-Champion stand erst nach dem Finale, dem letzten Rennen der Saison, fest.

Wie auch immer das möglich war, die Frauen-Ruderbundesliga hat eine noch spannendere Saison als im Vorjahr zusammengerudert. Und das auf wirklich starkem Niveau: Die schnellsten Frauenboote lagen regelmäßig sehr knapp hinter den Zeiten der langsameren männlichen Kollegen.

Wenn man unsere Zielsetzung im Winter betrachtet, wieder aufs Podium zu fahren, haben wir dieses Ziel mit vielen starken Renntags-Ergebnissen und einer Energieleistung am letzten Renntag erfolgreich erreicht. Wie knapp es dabei zuging und dass es auch anders hätte ausgehen können, wurde in den Renntagsberichten und meinen vorigen Zeilen hoffentlich deutlich. Dass dieses Ziel im Rückblick alles andere als selbstverständlich war, möchte ich ausdrücklich betonen!

Und noch ein besonderes Erlebnis vom letzten Renntag in Hannover, das zeigt, wie die Ruderbundesliga-Familie tickt: Bei allem sportlichen Ehrgeiz und den individuellen Zielen wird untereinander viel Respekt gezollt – und manchmal sogar gegönnt. Nachdem wir Mainz im Halbfinale schlagen konnten, sagte der Mainzer Trainer zu mir, dass wir uns „das Ding“ (den Renntagssieg) jetzt holen sollten – was im Ergebnis bedeutete, dass wir an Mainz in der Tabelle vorbeiziehen und es anstelle seines Achters aufs Podium schaffen würden. Chapeau!

Danke für so eine klasse Gemeinschaft, die mir wieder gezeigt hat, dass zum Sport so viel mehr gehört als nur die reine Leistung. Ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen Lust darauf machen, mal einen Renntag live zu besuchen, die Stimmung selbst zu erleben!
Und wir freuen uns natürlich über jede Unterstützung!

Ausklang
Nun stehen ein paar Wochen „frei“ an – zumindest im gemeinsamen RBL-Kontext. Einige Sportlerinnen haben bereits ihren Heimatverein bei den Norddeutschen Meisterschaften vertreten, bevor wir im Winter wieder zusammenkommen, um erneut an den fitnesstechnischen Grundlagen zu arbeiten. Auch für die kommende Saison zeichnen sich bereits erste personelle Veränderungen ab. Deshalb hier der direkte Aufruf: Wer Interesse hat, Teil des Alstersprinter-Teams zu werden, darf sich gerne melden! Ob als erfahrene Ruderin oder motivierte Neueinsteigerin – wir freuen uns über jede, die Lust hat, sich dem Abenteuer Ruder-Bundesliga zu stellen. Ich habe nicht erst einmal gehört: „RBL ist das Beste, was ich je im Rudersport gemacht habe.“

In diesem Sinne geht der Blick der Saison 2026 entgegen!