Bei meinem Umzug nach Hamburg stand für mich eines fest: Ich wollte die schönste Stadt der Welt möglichst häufig vom Wasser aus erleben. Und gleichzeitig suchte ich nach einer Mannschaftssportart, bei der ich Spaß haben und neue Leute kennenlernen konnte. Was lag da näher als der Rudersport, den ich auch vom Rhein-Ufer aus immer schon bewundert habe! Der Hamburger und Germania Ruder Club bot auf seiner Website einen Anfängerkurs an – also nix wie hin, solange der Sommer noch bevorstand.
Der Empfang war herzlich, das Wetter passte und die laute Musik aus dem Gym, wo junge Sportler ihre Muskeln mit Blick aufs Wasser stählten, machte gute Stimmung.
Die Anfängertruppe war bunt gemischt – von Studierenden bis sportlich-aktiven 50-plus war alles dabei. Eines hatte der heterogene Anfängerkurs gemeinsam: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren aufgeschlossen und neugierig, etwas Neues zu lernen.
Schon bei der ersten Trainingsstunde ging es gleich zur Sache. Keine lange theoretische Einführung – mein Kopf schwirrte schnell von den Begriffen wie Skulls, Dollen, Backbord und Steuerbord – und schon saßen wir im Boot und durften versuchen, das Gehörte in die Tat umzusetzen. Ruderblätter stießen aneinander, die Bewegung war ungewohnt, der ganze Körper gefordert, aber vor allen Dingen war der Kopf damit beschäftigt, den Anweisungen des Trainers Folge zu leisten. Dieser fuhr im E-Boot nebenher und gab uns schnell das gute Gefühl, dass wir weder umkippen noch in ein Segelboot crashen würden.
Ich saß gleich vis-a-vis zur Steuerfrau und hatte damit den Schlag vorzugeben – was hinter mir geschah, nahm ich kaum wahr, außer wenn die Skulls nicht das machten, was wir wollten und sich verhakten. Dann rief der Trainer „Ruder halt“, wir sortierten uns neu und erhielten weitere Anweisungen und Erklärungen, beispielsweise, dass es wichtiger war, synchron zu rudern als möglichst schnelle Bewegungen auszuführen. Technik vor Geschwindigkeit, ok verstanden.
Den Blick auf die Stadt nahm ich kaum wahr, zu beschäftigt war ich mit dem Auf- und Zumachen des Handgelenks und der Konzentration auf das, was im Boot neben uns für Ansagen kamen.
Irgendwann war die erste Stunde geschafft – alle waren trocken geblieben und irgendwie auch stolz. Im Gleichschlag waren wir zwar noch nicht, aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Mit der Praxis kam ein gleichbleibend gutes Gefühl: Wie im besten Fall nach dem Sport waren Körper und Geist im Einklang und das mit dem Gleiten auf dem Wasser würden wir auch noch hinbekommen.
Unsere Abschlussfahrt auf die Elbe wurde abrupt gestoppt, als der Schleusenwärter uns per Megafon aufforderte, anzuhalten – die Durchfahrt war wetterbedingt untersagt. Plan B führte uns über den Rondeelteich und den Alsterarm auf ein fröhliches Bier zum „Anleger“.
Dass rudern nichts für „Memmen“ ist, war klar – Boote schleppen und bei Wind und Wetter raus ist eben nichts für jedermann. Aber dass rudern den Geist forderte und den Kopf beruhigte, war eine tolle Überraschung.
Ein Dank geht an viele engagierte Club-Mitglieder, insbesondere an die Trainer Lukas, Melvin und Rami sowie an den Kapitän für Sport Thorsten, der uns am letzten Trainingsabend mit Würstchen vom Grill überraschte. Sie haben uns herzlich aufgenommen und dafür gesorgt, dass viele von uns Anfängern nun „angefixt“ sind und dem Club treu bleiben wollen.