Mannschaftsfoto

Während der letzte Staffel-Läufer noch auf dem Weg ist, warten Georg, Jörn, Janni, Spange und Achi im Zielbereich in St. Peter Ording.

250 Kilometer zu Fuß entlang der Elbe und der Nordseeküste bis nach St. Peter Ording: Alleine schaffen das nur Ausnahmeathleten, weshalb diese Strecke als Staffel von 5 bis 10 Personen bewältigt wird.

Weltweit sind 40 Ragnar-Staffelläufe etabliert, und sobald ich von der norddeutschen Ausgabe erfuhr, war klar, dass hier auch der Club an den Start gehört.  Zunächst mussten ein paar Ex-Läufer aus meinem Umfeld überredet werden, sich für dieses Vorhaben wieder fit zu machen. Dann wurden zwei Gruppen zusammengestellt, die 30 Teilstrecken wurden aufgeteilt und die Ausrüstung vervollständigt.

Denn wenn man 25 Stunden lang unterwegs ist, braucht man nicht nur leichte Sportbekleidung für den Tag, sondern auch wärmere für die Nacht, Stirnlampen, um am stockdunklen Deich den Weg zu finden, Warnwesten und rote Rückenleuchten, um selbst gesehen zu werden, viel Verpflegung, noch mehr Getränke, und manche von uns hatten auch Medikamente dabei, um das alles durchzustehen.

Nach wochenlanger Vorbereitung ging es am 21. August morgens auf dem Hamburger Fischmarkt los. Bei unserem Durchschnittsalter von über 50 starteten wir in der zweit-langsamsten Kategorie, denn bei Ragnar laufen die langsamen Teams früher los und die schnellsten teilweise erst mehrere Stunden danach. Da jeder Läufer einen Messchip am Fuß hat – der bei der Ablösung an den nächsten Läufer im Team übergeben wird – weiß man am Ende trotzdem, wer denn nun diese extrem lange Strecke in der kürzesten Zeit hinter sich gebracht hat.

Von nun an wurden zwischen den zwei beteiligten Club-Fahrzeugen ständig Meldungen hin- und hergeschickt. Wer ist wann gestartet? Sind wir unserem Zeitplan voraus oder liegen wir dahinter? Sind noch alle Läufer einsatzfähig? Da die 30 Teilstrecken unterschiedlich lang sind, war im Vorfeld etwas gehandelt worden. “Ist dir deine Strecke 17 zu kurz?, ich hätte meine längere Strecke 19 für dich im Tausch anzubieten.”  Oder: “Meine Strecken lasten mich nicht aus. Hat jemand noch eine für mich übrig?”. Während der Veranstaltung sollte dann aber nicht mehr getauscht werden, damit wir nicht den Überblick verlieren und am Ende ein kaputter Club-Läufer nachts an einen Wechselpunkt kommt, und niemand da ist, der ihm den Chip abnimmt.

Lauftrophäe

250 Kilometer bis St. Peter – Auszeichnung für die Gemeinschaftsleistung

Insgesamt waren 100 Teams am Start. Die meisten waren jung, schnell, motiviert, gut ausgerüstet und ein wenig verrückt. Letzteres waren wir zumindest auch, und so hielten wir einigermaßen mit, als es über Glückstadt, Brunsbüttel und Büsum immer weiter durch die Landkreise Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen ging. Bei jeder Etappe war eine Menge Ehrgeiz im Spiel, und kein Läufer sah am Übergabepunkt so aus, als könne er heute noch einen weiteren Abschnitt absolvieren. Aber dann nach ein paar Ruhestunden waren doch immer wieder alle für ihren nächsten Einsatz zur Stelle.

Am Ende lagen 255 Kilometer hinter uns, die wir in knapp 25 Stunden geschafft hatten. In Läufer-Sprache also etwa ein 6er Schnitt (=6 Minuten pro km). Wir lagen zwar im hinteren Drittel der Gesamtwertung, aber wir hatten doch noch Einige abgehängt. Eine Handvoll Teams hatte sogar aufgeben müssen. Entsprechend groß war die Freude im Ziel, wo bei einer Runde Bier noch einmal alle Erlebnisse der vergangenen Nacht ausgetauscht wurden. Da waren Schafe auf dem Weg, die in der Dunkelheit beängstigend wirkten, ein Sperrwerk wurde für Segler geöffnet, und die Strecke war minutenlang blockiert. Andere Teams überholten uns, wurden von uns zurück-überholt, um uns schließlich dann doch ein für alle Mal zu enteilen.

Immer wieder wurden wir von Teilnehmern anderer Teams angefeuert, denn jeder von ihnen konnte mitfühlen, wie sich 9 oder 11 gelaufene Kilometer anfühlen, wenn man bereits 20 oder 30 davon in den Beinen hat.

So schön dieser Staffellauf gewesen ist, 2022 wird es mal wieder Zeit, dass der Club sein eigenes Staffelrennen ausrichtet. Mehr als zwei coronabedingt abgesagte Staffelrudertermine sind genug.

Text und Bilder: Andreas Kiesselbach

 

Pause

Geschafft: Glückliche Läufer nach dem Rennen.