Wenn es in der herbstlichen Nachsaison die Ruderer nach Allermöhe zieht, dann stehen die Norddeutschen Meisterschaften (NDM) an. Am Rande der Regattastrecke finden sich neben den Sportlern, Trainern und Betreuern natürlich auch zahlreiche Schlachtenbummler aus dem Club. Sportlich fair werden die eigenen Sportler angefeuert und natürlich auch den Siegern applaudiert, und dazwischen blinzelt man bei einem Schwätzchen gut gelaunt in die warme Herbstsonne.

Wer dieses Jahr allerdings nur Routine erwartet hatte, wurde überrascht: Den Club-Frauen gelang vor heimischem Publikum ein starker Auftritt: Samstag setzte sich der Frauen-Achter des Clubs gegen Hansa und Lübeck durch. Dass die Club-Frauen dieses Rennen gewannen, das es erst seit Kurzem wieder im Programm der NDM gibt, das war allerdings nur der Auftakt. Am Sonntag entschieden die Juniorinnen und Frauen neben einem Doppelsieg im Zweier ohne auch mehrere Vierer für sich. In der Gesamtplatzierung fand sich der Club damit auf dem zweiten Platz wieder, obwohl es den Männern dieses Jahr nicht gelingen wollte, den Achterpokal nach Hause zu holen.

Im Gespräch mit dem Club-Cheftrainer Nando Schmidt haben wir nachgefragt, wie es zu diesem für viele so erstaunlichen Ergebnis kommen konnte:

Die Saison 2024 war für den Club mit zahlreichen Höhepunkten verbunden. Die Sportler haben 15 Medaillen auf Meisterschaften gewonnen, zwei Sportlern gelang die Qualifikation für die U19-Weltmeisterschaften.

Die erfolgreiche Saison und das gute Abschneiden bei den NDM kam für die Club-Trainer weniger überraschend. Es ist die Belohnung für die jahrelange konsequente Nachwuchsarbeit im Club, die jetzt sichtbar Früchte trägt.

Wann fing das an?

Zunächst besteht der Kern der Club-Trainingsleute aus ehemaligen Mitgliedern der Kindergruppe, die von Marieluise Witting und Frieda Hämmerling sportlich auf den Weg gebracht wurden. Leistungssport lebt vom Kindersport, man kann die Bedeutung der Nachwuchsarbeit gar nicht überschätzen. Natürlich haben auch bei den Junioren die Trainer gute Vorarbeit geleitet. Zudem gelang uns die Zusammenarbeit mit der Mannschaft der Ruderbundesliga und deren Trainer Patrick Wiechens.

Was macht die Kindergruppe so erfolgreich?

Es ist einfach die richtige Kombination aus Spaß am Sport und die Gemeinschaft im Club, die für die Kinder im Vordergrund steht. Hinzu kommen Leistungssportler, wie Marc Kammann, das Aushängeschild des Clubs, die für die Kids eine Vorbildfunktion einnehmen. Irgendwann zündet dann bei den Kindern der Funke und sie bekommen Lust darauf, Rennen zu gewinnen.

Wie sieht es in der Trainingsgruppe aus?

Das Training ist schon herausfordernd. Die Junioren in der Trainingsgruppe haben diese Saison ihre Hausaufgaben gemacht. Auch die Männer waren präsent. Aber natürlich haben wir einen hohen Frauenanteil, und die holten sich diese Saison ihre Siege. Obwohl es bei den Sportlerinnen sehr harmonisch zugeht, pushen sich die Frauen schon gegenseitig zum Erfolg.

Wie erklärst Du dir den dritten Platz des Männer-Achters in diesem Jahr?

Zunächst mal muss man der Fari gratulieren. Mit zwei Olympioniken und einem A-Kader war das schon ein außergewöhnliches Boot. Der Club-Achter mit der Henley-Mannschaft hatte durchaus das Potential zum Sieg, das hatte man beim Senatsachter in Bremen bereits unter Beweis gestellt. Aber sie waren trainingsmäßig auf Henley als Saisonhöhepunkt eingestellt und daher bei den NDM nicht mehr so gut in Form wie bei der Royal Regatta. So wie ich die Jungs kenne, lassen die das aber nicht auf sich sitzen. Sie werden kommendes Jahr alles geben, den Pokal wiederzugewinnen. Das wird spannend.

Wie sieht es für die Trainingsgruppe aktuell, nach dem Saisonende, aus?

Wir wollen kommendes Jahr an die Erfolge anknüpfen und haben bereits mit der Saisonvorbereitung begonnen. Aktuell steht bei uns die Langstrecke Mölln an. Neben dem Wintertraining im Kraftraum werden wir den Jahreswechsel wieder im Trainingslager in Norwegen verbringen. Auch beim Bootspark sind wir mit dem Vorstand dabei, die seit Langem dringend notwendigen Erneuerungen anzugehen. Wichtig für die Jugendlichen ist zudem der Kontakt zu den Mitgliedern im Club. Dazu gehören neben den Veranstaltungen wie der Siegesfeier auch die Treffen mit den Sportlern, wie das Trainingsessen. Ich würde mich freuen, wenn solche Traditionen das Miteinander von Jung und Alt im Club weiter stärken, denn beide Seiten profitieren davon.


Foto: Frauenpower bei den Norddeutschen Meisterschaften: Lisa Behrens, Hanna Kotte, Finnja Seemann und Pia Groß gewannen im Doppelvierer.