Gibt es die eine Patentlösung für die Bekämpfung der Armut in Afrika? Nein, aber nun steht ein neues Werkzeug zur Verfügung, um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen. Dieses Werkzeug brachte uns unser Ruderkollege Dr. Till Wahnbaeck am 22.03.2022 mit viel Engagement, Lebensfreude und Esprit in einem sehr anschaulichen Vortrag “Entwicklungshilfe neu denken” mit anschließender Diskussion näher.

Warum ist in allen Drittweltländern die absolute Zahl der Menschen, die in Armut leben, seit Jahren rückläufig – nur nicht in Afrika? Obwohl es dort seit Jahrzehnten engagierte Entwicklungshilfeprojekte gibt? Diese Frage stellte sich Till nach seiner Tätigkeit bei Procter & Gamble und nach einigen Jahren bei der Welthungerhilfe arbeitete. Warum nicht die Werkzeuge der freien Marktwirtschaft für sozialen Wandel einsetzen? Vor drei Jahren setzte Till diesen Gedanken in gemeinsamen Projekten mit seinem Geschäftspartner Jochen Moninger mit der Gründung des Hamburger NGO Impacc um.

 

Nicht schon wieder ein Lehmofen zum Kochen – oder doch?

Wie kann man mit einem Ofen, der eine Mahlzeit zubereitet Geld verdienen, 2 Tonnen CO2 im Jahr einsparen und Arbeitsplätze schaffen? Ganz einfach, berichtete ein kreativer, in Äthiopien ausgebildeter Lehmbauer und überzeugte damit Till von der Förderungswürdigkeit seines Plans. Worin besteht nun diese Förderung? Dem Gründer fehlt – wie vielen anderen Kreativen – das Eigenkapital, um ihre Ideen umzusetzen. Und hier kommt Impacc NGO ins Spiel. Die NGO wandelt Spenden in Eigenkapital um, um eine Anschubfinanzierung zu sichern, wenn folgende Bedingungen erfüllt werden:

Holzofen

Holzöfen verbessern Energiebilanz und Gesundheit.

Erstens muss es sich um eine innovative, grüne Geschäftsidee handeln. Zweitens ist Voraussetzung, dass eine lokale Technologie für lokale Märkte geschaffen wird, die drittens skalierbar und viertens auf lokalen Märkten verkäuflich ist. Genau das ist dem kreativen Kopf in allen Punkten gelungen: Seinen Pyrolyse-Ofen, entwickelte er aus Lehm, Stroh und ausrangierten Ölkanistern. Grün ist die Idee, weil bei dem Vorgang in diesem Ofen 60g -80g Kohle anfällt, die dem Kreislauf wieder zugeführt werden kann und somit 2 Tonnen CO2 eingespart werden (und weil statt normalerweise 1,6 kg nur 600g Holz pro Mahlzeit verbrannt werden). Pro Mahlzeit entsteht damit ein Kohlewert von 20 Cent. (Armutsgrenze 2 $ somit Einkommenssteigerung um 10 % nach 2 bis 3 Monaten Amortisation) Durch die verwendeten Materialien und einfache Herstellung ist es eine lokale Technologie, die für lokale Märkte geschaffen werden und die Produktion des Ofens ist skalierbar. Sprich regional, landesweit und für den ganzen Kontinent vor Ort produzierbar und auf lokalen Märkten verkaufbar. Auch in Uganda wird ein Projekt mit einem Joint Ventures von Impacc NGO unterstützt. Es gibt weitere Ideen, die im Jahr 2022 mit Joint Ventures gefördert werden.

Bericht: Sahra Movahedi, Fotos: Lars Christiansen und privat

Medientip: Wenn Ihr neugierig geworden seid, merkt euch den Termin am 02.07.2022 um 17:35 im ZDF, Plan B. Dort wird ein weiteres spannendes Projekt von einer sehr findungsreichen, optimistischen Kenianerin „Ziegel aus Plastik“ vorgestellt.

Wir waren sehr begeistert von dem Vortrag. Man hat gemerkt, dass Till viel mehr als eine von ihm ins Leben gerufene NGO vorgestellt hat. Er hat uns gezeigt, was bei Berichtserstattung aus Afrika immer fehlt. Uns wurden Probleme aus dem Alltag der Ärmsten der Welt gezeigt. Probleme, die so weit von unserem Alltag entfernt sind, dass wir sie uns kaum vorstellen können. Das Hoffnungsvolle an Tills Vortrag war, dass der Fokus nicht auf den Problemen an sich lag, sondern auf den Lösungen, die von Menschen vor Ort gefunden wurden, um sie zu beheben. Uns wurde gezeigt, mit welchem Ideenreichtum und welcher Energie sich Menschen zu helfen wissen. Und wir haben gelernt, dass die wirkungsvollsten Lösungen vor Ort entstehen.

Philipp Martens und Ruben Rohsius

Die Vortragsreihe im Club wird am 21.04.2022 um 19:00 Uhr fortgesetzt, wenn Steffi Kluge uns darüber berichtet, wie sie mit den “Wellenbrecherinnen” im Ruderboot den Atlantik überquerte.