Als Peter Lougear und Anita Lüder den Besuch der Club-Ruderer in Berlin für Ende Juli festlegten, da ahnten sie vermutlich noch gar nicht, wie ausgezeichnet der Besuchstermin geraten war: Die Corona-Inzidenz, dieser Tage ja wichtiger als der Wetterbericht, war niedrig. Und das Wetter würde den Hamburgern ein sonniges, langes Wochenende am Wannsee in Berlin bescheren. Und so fuhren bereits am Donnerstag 13 Hamburger rund um Würstchen und Frankreichwanderfahrer Richtung Berlin – nach eineinhalb Jahren Corona-Pause war dies für viele von uns wieder die erste Auswärts-Wanderfahrt.
Das majestätische, alte Bootshaus des RaW hatte seit unserem letzten Besuch ein komplett neues Dach erhalten und dabei den Kraftraum unterm Dach geschickt vergrößert und optisch attraktiver gemacht. Unsere Zimmer im Bootshaus verströmten – trotz einiger unauffälliger Renovierungen – den liebevoll-rustikalen Charm der Zeiten vor dem Mauerfall. Rustikal und sehr beeindruckend ist auch der Festsaal, in den uns unsere Ansprechpartner beim RaW, diesmal vertreten durch Anita Lüder und Andi Albrecht eingeladen hatten. Die Großzügigkeit und Herzlichkeit, mit der wir Hamburger in diesen gastfreundlichen, schönen Räumen empfangen werden, versetzt mich jedes Mal wieder in eine Mischung aus Staunen und Dankbarkeit.
Gestärkt durch das Buffet des Vorabends machten sich die Club-Ruderer gleich am Freitagmorgen gen Potsdam auf. Werder/Havel stand als Tagesziel an, mit ausgiebiger Rast auf dem Steg der Potsdamer RG, wie es die langjährige Tradition gebot. Zwar fuhren unsere beiden Doppelvierer und der Doppelzweier auf offener Fläche durch ziemlich starken Wind und einige Wellen, das konnte aber die gute Stimmung, in der wir Werder erreichten, nicht weiter trüben. Dort nutzten wir den wunderbaren Sommernachmittag, um über das schöne Dorf auf der Flussinsel zu schlendern. Wärmstens hatte man uns das „Arielle“ empfohlen, ein unkompliziertes Fischrestaurant direkt an der Havel mit guter Küche, uns das uns Ruderer an diesem sonnigen Abend zusätzlich mit Beach Club-Atmosphäre belohnte.
Auch an dem nun einsetzenden Wochenende blieb uns das Wetter weiter geneigt, und unsere Boote suchten wegen des immer noch starken Windes über den Nauen-Paretzer Kanal den Rückweg nach Potsdam und Berlin. In Potsdam lag an diesem Abend auch unser kulinarisches Tagesziel, das Restaurant „Kongsnaes“ in der Kaiserlichen Matrosenstation, gleich in der villendurchsetzten „Berliner Vorstadt“ unweit der Glienicker Brücke.
Hier am Jungfernsee legten zu Kaiserzeiten die Wasserfahrzeuge des preußischen Herrscherhauses an, und darum hatte man das Gebäude extra für den Norwegen-Fan Wilhelm II in einem historisierenden Baustil der nordischen Architektur errichtet. Unser von den Hohenzollern angeregtes Tischgespräch sowie das wiederum gute Essen und der Blick aufs Wasser sorgten auch an diesem Abend dafür, dass bei uns keine Langeweile aufkam.
Für den dritten Tag, an dem wir eine traditionelle Seenroute als Tagesfahrt wählten, gab es noch ein ganz besonderes Schmankerl: Unsere Tagesrast fand auf der Insel Kälberwerder statt. Diese unmittelbar neben der bekannten Pfaueninsel im Wannsee liegende Insel darf man normalerweise nicht einfach betreten, denn sie befindet sich – als einzige Insel Berlins – in Privatbesitz, und gehört dem RaW.
Nach einem Bad, ausgiebiger Pause und gemütlicher Rücktour beobachteten wir von der Terrasse des RaW, wie sich eine Gewitterfront über den Wannsee auf uns zubewegte. Diese wetterten wir geschickt im Restaurant des Deutschen Motor-Yachtclubs ab, wo uns die Familie Laufer an diesem Abend hervorragend umsorgte.
Den letzten Tag unserer Fahrt nutzen wir für eine Erkundungstour Richtung Norden. Windbedingt erreichten wir Spandau aber nicht, sondern suchten uns einen windgeschützen Weg entlang des Seeufers, der uns schließlich direkt zum Bootshaus unserer Gastgeber zurückführte. Unsere Wanderfahrt entlang der sonnigen Havel, die mich mit den vielen Dampfern und Flössen zeitweise an den Charm und die Leichtigkeit von Mark Twains „Huckleberry Finn“ erinnerte, kam auf dem Hof des RaW zu ihrem Ende. Perfekte Gastgeber erkenne man daran, dass man sich bei Ihnen auch in der Ferne daheim fühle, so heißt es. Ich fühlte mich an diesem langen Wochenende jederzeit Zuhause.
Bericht und Bilder: Lars Christiansen, Limerick: Klaus Soltau
Anlaufstationen für die Havel-Wanderfahrt
Werder: Ruder-Klub Werder/Havel, Fischrestaurant “Arielle”
Potsdam (Berliner Vorstadt): Historische Kaiserliche Matrosenstation mit Restaurant “Kongsnaes”
Berlin/Wannsee: Ruderklub am Wannsee, Club-Restaurant im Motor Yacht-Club v. Deutschland (direkt beim RaW)