Die Aug. Bolten, eigentlich ein eher unauffälliger Doppelzweier ohne Steuermann, wurde in der Corona-Zeit zum Star in der Kilometerliste des Clubs: Kein anderes Gig-Boot kann in den letzten beiden Saisons auf eine vergleichbare Kilometerleistung zurückblicken: 3.446 Bootskilometer in 2021 und 1.794 in 2020 machten die Bolten zum meistgeruderten Gigboot. Das ohnehin bereits überholungswürdige Boot war nach diesen beiden Jahren stark reparaturbedürftig und wird derzeit in der Werkstatt von Bootsmeister Dschabrail Mursaev und ehrenamtlichen Helfern generalüberholt. Wir werfen einen Blick auf die Geschichte des Boots und den Stand der Reparatur.
Die Aug. Bolten ist ein C-Liner aus Kunststoff mit einem Innenausbau aus Holz. Das Boot wurde von der Wetzlaer “Ruderwerkstatt” hergestellt und trägt die für den Gigboot-Hersteller typische gelb-weiße Farbgebung mit schwarzem Trennstreifen auf dem Waschboard. Der für ein Gigboot ausgesprochen v-förmig und spitz geformte Doppelzweier ohne Steuermann fand etwa 2004 in den Bootspark des Club.
Eine im Club sehr aktive Familie hatte das Boot gespendet und den Namen vorgeschlagen. Johann August Gottfried (Aug.) Bolten, geb. 1812, stand an der Spitze einer der renommiertesten Hamburger Schifffahrtsfirmen, die heute noch seinen Namen trägt. Aug. Bolten gilt als Mitgestalter der deutschen Linienschifffahrt.
Die Aug. Bolten wird als kleines Boot häufig bei der Ruderausbildung von Anfängern und Schülern eingesetzt. Bei den älteren Ruderern war das Boot weniger beliebt, da es – wie ein klassischer Renndoppelzweier – von dem sich alle paar Schläge umdrehenden Bugmann mit Kommandos gesteuert wird, und nicht über einen eigenen Steuermann verfügt. Das leichte Boot ist für ein Gigboot schwer zu stellen und es ist dadurch nicht einfach, es richtungsstabil zu fahren. Unzählige Anlegeversuche, bei denen der Steuermann sich oft leicht verschätzte, haben am Bug und besonders an den Auslegern ihre Spuren hinterlassen. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 wurde das Boot dann zum viel nachgefragten Spitzenreiter: Denn die aufgrund der Hygienemaßnahmen zeitweise Beschränkung auf kleine Boote ließ viele Ruderern, die sonst eher den Mannschaftssport im gesteuerten Gigboot lieben, in die kleinen Boote zurückfinden.
Die über 4.000 Ruderkilometer in den letzten beiden Jahren haben an dem Boot arge Spuren hinterlassen. Mehrere Spanten waren gebrochen, die Streben verzogen, die Ausleger so verbogen, dass sie bereits zwischenzeitlich teilweise ersetzt worden sind. Es war höchste Zeit für eine Komplett-Erneuerung. Dabei werden die gebrochenen Holzteile, die es heute nicht mehr am Markt gibt, vom Bootsmeister aus Holz nachgebaut. Der Rumpf wird sorgfältig ausgebessert und die Ausleger – wo notwendig – erneuert und neu eingestellt.
Wenn die Aug. Bolten runderneuert und lackiert demnächst wieder in die Bootshalle des Clubs zurückkehrt, sieht man ihr diese aufwendigen Renovierungsarbeiten naturgemäß nicht an. Bleibt zu hoffen, dass die in der Corona-Zeit geknüpften Bande halten und auch danach viele Sportlerinnen und Sportler in die kleinen Boote finden.
Bilder: Jörn Instinske, Bolten-Stiftung und der Autor