Nach zwei von Corona geprägten Jahren sind unsere Club-Trainer dabei, die Junioren in der Trainingsgruppe auf eine halbwegs normale Regatta-Saison 2022 vorzubereiten. Gerade bei den Junioren, bei denen es alle zwei Jahre einen Austausch durch altersbedingtes Aufrücken gibt, gestaltet sich dies alles andere als einfach. Die Wettkampferfahrung, die eine erfolgreiche Trainingsgruppe ausmacht, fehlt aufgrund der Pandemiejahre, sie muss von den Trainern jetzt neu aufgebaut werden. Wir berichten von der gemeinsamen Vorbereitungsfahrt nach Varese/Italien, wo die Hamburger Ruderclubs vom 5.03.2022 an zwei Wochen lang ihr Frühlings-Trainingslager für die Junioren (15 bis 19 Jahre alt) abhielten.

 

Trainingslager zu Pandemiezeiten – Vorbereitung auf Varese 2022

Ihr habt im Vorfeld sehr aufwendig dafür gesorgt, dass die Gefahr von Corona-Infektionen im Trainingslager gering bleibt. Teilweise wurde sogar im Club unterrichtet, um die Kontakte der Sportler vor dem gemeinsamen Lager zu beschränken. 

Ben Böttcher (Trainer B-Junioren): Um bestmögliche Isolation zu gewährleisten, haben wir uns im gesamten Hamburger Trainerkreis darauf geeinigt, dass die Sportler vier Tage vor der Abreise eine Schulbefreiung erhalten bzw. von Zuhause am Unterricht teilnehmen konnten. Drei Tage vor Abreise mussten die Sportler*innen dann einen durch die Allemannia organisierten PCR Test machen und einen weiteren Selbsttest am morgen vor der Abfahrt. Zusammen mit der regelmäßigen Testung im Trainingslager haben wir es so geschafft, nicht einen positiven Corona-Fall im Trainingslager und den Tagen danach zu haben.

Wenn im Bericht von der TG (Trainingsgruppe) die Rede ist, wie viele Club-Sportler waren das? 

Ben Böttcher: Wir waren mit der Junioren-Trainingsgruppe in Varese, das bedeutet: A- und B-Junior*innen bzw. U17 und U19. Wir waren mit den drei Trainern: Michael, Tim und mir und insgesamt 14 Junioren vor Ort. Unsere Senioren (U23) waren in Erba wenige Kilometer von Varese entfernt und die Männer (Marc, Stephan und Melvin) in Portugal.

Wie waren die Trainingsbedingungen vor Ort in Varese? 

Ben Böttcher: Wir hatten eigentlich durchgehend glattes Wasser, wobei selbst die „welligen“ Tage auf dem Lago di Varese auf der Alster noch als glatt durchgegangen wären. Man ist nach zwei Wochen Spiegelbild im Wasser beobachten etwas kritischer als zuhause auf der Alster bzw. in Allermöhe. In den zwei Wochen hatten wir nicht einmal Regen, und nur eine Einheit hat sich aufgrund des dichten Nebels als etwas schwierig dargestellt. Ansonsten war es immer bewölkt, oder sonnig mit Temperaturen zwischen 5° und 18° C. Also hatten wir dieses Jahr eigentlich super Verhältnisse, es hätte lediglich etwas wärmer sein können.

Aus Trainersicht sind diese zwei Wochen unheimlich wertvoll, da wir uns, anders als in Hamburg, aufs Rudern konzentrieren können… keine Schule, kein Zimmer aufräumen usw. Wir machen nachmittags die letzte Einheit, dann nach dem Abendessen eine Videoanalyse und können daran direkt am nächsten Morgen anschließen. Das ist so nur im Trainingslager möglich. Viele machen in dieser Zeit den entscheidenden Fortschritt, den sie für die Saison brauchen. Auf die Frage, ob Fitness oder Technik, ist die Antwort: beides. Allerding wird man im Trainingslager selbst nicht fit, denn nur aus der Grundlage, die im Winter gelegt wurde, können die hohen Trainingsumfänge geleistet werden. Wer unzureichend trainiert hat, hält in der Regel die zwei Wochen nicht durch.

Die wichtigsten Regatten sind:

  • Langstrecke Leipzig A-Junioren (bereits erfolgt)
  • Rangliste der B-Junioren (9.-10. April)
  • DRV Frühtest Krefeld A-Junioren (22-24. April)
  • Regatta Lübeck, alle (29.-01. April/Mai)
  • Regatta Bremen und München, alle (6.-8. Mai)
  • Regatta Duisburg, alle (3.-5. Juni)
  • Deutsche Meisterschaft Köln (22.-26. Juni)

 

 

Bericht der Trainingsleute aus Varese

Wir sind als Trainingsgruppe nach Varese zum diesjährigen Märztrainingslager gefahren. Am 05.03.2022 ging es um 8:30 Uhr mit etwas Verspätung, dem Club-Bus, zwei PKWs (mit jeweils dem Bootsanhänger, oder dem Motorboot), einem schönen Sonnenaufgang und guter Laune los. Nach einer langen Autofahrt sind wir dann endlich angekommen, und es gab lecker Pizza.

Nach einem ausgiebigen Frühstück wurden die Boote aufgeriggert, und die erste Trainingseinheit stand an. Wir sind zum Einfahren nur eine Seerunde (ca. 15 km) gefahren. Danach gab es schon Mittagessen, welches hier hauptsächlich aus Nudeln, Reis und Kartoffeln besteht. Am Nachmittag stand dann ein Lauf auf dem Plan, um die Umgebung auch ohne Boot kennen zu lernen. Zum Abendbrot gab es ebenfalls hauptsächlich Nudeln, Kartoffeln und Reis und einen Nachtisch. An dem 2. Tag gab es dann zwei Rudereinheiten, einen Lauf und Gymnastik am Abend, um uns auf die am Tag 3 anstehende 2 x 4.000 m Belastung vorzubereiten. Diese war sehr anstrengend!

Nach unserem kompensatorischen Volleyballspiel sind wir an unserem freien Nachmittag zum Lago de Maggiore gefahren und haben dort unter strahlendem Sonnenschein ein Eis gegessen. Danach ging es weiter zu Di-Bi, wo wir uns alle neue Einteiler zugelegt haben und in Gavirate, einem Nachbardorf am See, den Sonnenuntergang angeguckt haben. Die nächsten zwei Tage hatten wir wieder vier Trainingseinheiten am Tag, aber konnten am vierten Tag sogar in kurzer Kleidung fahren, weil es so warm war. Zwischendurch standen Videoanalysen und Technikeinheiten auf dem Wasser oder Ergometer an. Am Tag sechs stand wieder eine Belastung auf dem Programm, 3 x 2.000 m mit Schlagzahlbegrenzung. Danach gab es einen 45 min kompensatorischen Lauf. Nach unserer verdienten Mittagspause sind wir auf einen Berg in der Nähe gefahren, den Sacro Monte, und haben uns improvisierte Vorträge zu Teilen des Klosters, der Umgebung und der Entstehungsgeschichte angehört. Nach einem Kakao mit Sahne und einem Eis ging es wieder ins Hotel.

Nachdem die Sonne ein bisschen nachgelassen hat, hatten wir am Tag 7 wieder richtig schönes Wetter und glattes Wasser. Nach einem weiteren Trainingstag mit Sonnenschein und Pizza zum Abendbrot stand auch schon wieder eine Belastung an. Wieder 3 x 2.000 m mit Schlagzahlbegrenzung, diesmal aber im Regatten-Stil und mit fünf Startschlägen. Das Ziel war es, die technischen Punkte aus den zwei vorherigen Trainingstagen umzusetzen. Danach stand wieder ein freier Nachmittag an. Eine kleine Gruppe hat Volleyball auf dem Volleyballfeld vom Ruderclub gespielt und der Rest hat sich ausgeruht oder für die Schule gelernt. Am Abend stand eine ausführliche Besprechung der Belastung sowie die restliche Videoanalyse an.

An dem Mittwoch hatten wir das erste Mal “schlechtes” Wetter. Wir hatten richtig Nebel, der See war spiegelglatt, allerdings konnte man nur ca. 10m weit sehen und somit war das mit der Orientierung schwierig. Ansonsten haben wir uns darauf konzentriert, die Dynamik und Schnelligkeit in unseren Schlag zu bekommen und uns auf die Abschlussbelastung vorzubereiten. Diese stand dann am Freitagmorgen an: 1 x 2.000 m für die A-Junioren und U23-Sportler, und 1 x 1.500 m für die B-Junioren, mit Start, Startphase, Zwischenspurt und Endspurt. Wir hatten leichten Gegenwind, aber sonst wieder Super-Bedingungen. Danach haben wir verladen, alles gepackt und sind gegen 12:30 Uhr vom Hotelgelände gerollt.

Unser Mittagessen gab es dann gegen 18:00 Uhr bei McDonalds. Danach war das einzige Ziel, vor 5:00 Uhr morgens in Hamburg zu sein. Der Club-Bus ist gegen 1:00 Uhr in Hamburg angekommen, und der Hänger sowie das Motorboot waren gegen 3:30 am Club. Vorher haben wir den Hänger aber in Allermöhe abgestellt, weil wir ab jetzt dort trainieren.

Insgesamt war es ein sehr schönes, anstrengendes und trainingsintensives Trainingslager, bei dem sich jeder individuell weiterentwickeln konnte.

Bericht: Nike Utesch und Finnja Seemann. Fotos: Ben Böttcher