Dass die Außenalster – von Hamburgern wegen Ihrer Schönheit geliebt und Wahrzeichen über die Grenzen der Stadt hinaus – eigentlich eine recht undurchsichtige Angelegenheit ist, das kehrt man in der Hansestadt gern unter den Tisch. Grund für das trübe Wasser in „Hamburgs blauer Mitte“ ist das moorige Quellgebiet der Oberalster, über das Schwebstoffe in die Außen- und Binnenalster gelangen.
Für die Alsteranlieger haben Schwebstoffeintrag und Ablagerungen langfristige Folgen, denn die Alster verschlammt zusehends und wird an vielen Stellen immer flacher. Für den Der Hamburger und Germania Ruder Club ist bereits seit Langem der Zeitpunkt erreicht, an dem auf die besorgniserregende Tendenz reagiert werden muss. „Wir können bei dieser Entwicklung nicht länger zusehen und gehen die Alstervertiefung jetzt – notgedrungen – aus eigener Kraft an.“ sagt der Ehrenvorsitzende Hermann Wentzel in einer Presseerklärung des Hamburger Traditionsclubs.
Der Zeitpunkt ist auch politisch von hoher Bedeutung. Denn durch den drohenden Brexit mit den unkalkulierbaren Folgen für die Traditionsregatten auf der Londoner Themse fällt die Alster, die älteste Regattastrecke auf dem europäischen Kontinent, wieder verstärkt in den Fokus des olympischen Komitees. „Die Alster war immer eine Ausweich-Gelegenheit für olympische Ruderregatten. Die inzwischen überholten Hamburger Olympiapläne für 2024 sahen deshalb auch eine Alstervertiefung auf mindestens 4,50 Meter Tiefe vor, um olympischen Anforderungen zu entsprechen.“ gibt Wentzel zu bedenken. Um den sportlichen Stellenwert der Außenalster zu erhalten, lässt der Ruderclub nun auf eigene Kosten ausbaggern. Ein erster Schwimmbagger ist inzwischen installiert und wird ab April 2019 das Gewässer von der Kennedybrücke ausgehend auf der Harvesterhuder Seite vertiefen.
„Gerade auf unserer Seite ist die Verschlammung besonders gravierend. Die geringe Wassertiefe wirkt sich bremsend auf die Ruderboote aus.“ Der Herrenachter, einstiges Paradepferd des inzwischen gemischten Ruderclubs, spürt dies besonders. „Früher wurden wir von der Wasserschutzpolizei mit 18 km/h im Bereich der Kennedybrücke geblitzt. Erlaubt sind auf der Alster eigentlich 8 km/h. Doch seit Jahren ist unsere Geschwindigkeit rückläufig. Grund dafür ist die zunehmende Verschlammung.“ beklagt sich der Schlagmann des ruhmreichen Achters. Nach den voraussichtlich bis zum 1.04.2024 währenden Bauarbeiten zur Alstervertiefung mit erheblichen Einschränkungen des Schiffsverkehrs ist der Herrenachter zuversichtlich, an einstige Glanzzeiten wieder anschließen zu können. „Das ist zwar eine äußerst kostspielige Angelegenheit“, schließt Wentzel „aber der Stellenwert des Rudersports in Hamburg ist uns diese Mühe wert.“