Die große Weserrunde: Das sind 300 Kilometer Rennrad fahren, an einem Tag, entlang der Weser von Rinteln nach Hann. Münden und wieder zurück mit einem Höhenanstieg von insgesamt 2.555m. Klingt verrückt? Ist es auch. Genau so, wie das Trio vom Club, das sich dieser Herausforderung stellte: Dirk Schildhauer, Sven Tuchel und Pia Groß.

Am 28.08.2021 tauschten sie ihre Rollsitze gegen Rennradsättel und stürzten sich frühmorgens beim Start um 5:32 Uhr auf die verregnete Strecke durch das Weserbergland. Davon war in der Dunkelheit allerdings erstmal nicht viel zu sehen, weder von der Weser noch von den Bergen. Die erste Verpflegungsstelle am Grohnder Fährhaus erreichte das Team nach 40 km um 7:10 Uhr, wo bereits der Begleitbus mit Katrin und allem, was das Herz begehrte, wartete. Die Energiereserven wurden aufgefüllt und dann ging es weiter entlang des Weserradwanderwegs zur nächsten Station nach Beverungen. Abgesehen von nassen und mit Schlamm bespritzten Klamotten fühlten wir uns super. Nässe sind wir schließlich vom Wassersport gewohnt. Katrin folgte uns durch kleine Dörfer mit Fachwerkhäusern, durch viel Wald und auf Serpentinen auf und ab. Bedingt durch regennasses Kopfsteinpflaster rutschte Dirk mit dem Rad weg, blieb bei der Aktion aber glücklicherweise unversehrt. Zum Glück sollte es an diesem nassen Tag der einzige Sturz unseres Teams gewesen sein.

 

Um 9:30 kamen wir in Beverungen und somit der 100-Kilometer-Marke an. Hier wurden wir alle mit reichlich Kaffee von sehr netten Helferinnen und Helfern verpflegt. Weiter ging es dann um 9:50 nach Hann. Münden. Mittlerweile war es hell geworden, und wir konnten die vorbeiziehende Landschaft betrachten und zeitweise sogar die Sonne genießen. In einer kleinen Gruppe mit ca. zehn Leuten fuhren wir Meter um Meter vorbei an Holzminden und Gieselwerder, immer auf und ab entlang der Weser, bis wir nach 150 Km um 11:35Uhr in Hann/Münden bei der Pause auf die Bierbänke plumpsten. Mittagessen war angesagt, natürlich bestehend aus jeder Menge Nudeln, Proteinriegeln, Bananen und Joghurt. Das Rote Kreuz hatte von allem ausreichend parat. Ein bisschen Müdigkeit war wohl allen anzusehen, aber die Motivation war nach wie vor hoch.

Und so ging es um 12:00 weiter, einmal über die Weserbrücke und auf der anderen Seite der Weser zurück. Das Ziel: Zum zweiten Mal Beverungen. Mittlerweile setzte sich die Sonne immer mehr durch, was auch die Frequentierung der Strecken durch E-Bikes enorm erhöhte. Kurzerhand wurden Wetten abgeschlossen, wie viele es wohl bis zur nächsten Station sein würden, um sich die Fahrzeit etwas unterhaltsamer zu gestalten. Circa zwei Stunden brauchten wir bis Beverungen und der 200-Kilometer-Marke. Eine kurze Pause und die immer mehr scheinende Sonne reichten aus, um die Motivation für das letzte Drittel noch höher steigen zu lassen. Die Quälerei und Schmerzen an Po, Rücken oder Knien fielen da schon fast gar nicht mehr auf.

Weiter ging es zur letzten Verpflegungsstation mit Kaffee und Kuchen im 40 Kilometer entfernten Heinsen. Katrin hatte mittlerweile im Bus Begleitung bekommen. Ein Radfahrer, Kai aus Garbsen, war gestürzt und nutzte die von uns angebotene Mitfahrgelegenheit gerne, auch wenn er wohl lieber mit Muskel- anstatt mit Motorenkraft wieder in Rinteln angekommen wäre. Katrin hatte jetzt jedenfalls jemanden zur Unterhaltung im Auto. Zur besten Kaffee- und Kuchenzeit trafen wir um 15:00 Uhr in Heinsen ein. Cola, Kaffee und frischer Butterkuchen waren genau die richtigen Zutaten für die letzte Etappe. Nach einer größtenteils ebenen Fahrt warteten hier drei steile Anstiege. Direkt beim ersten Berg begann der erste von mehreren Sturzgüssen. Das Wasser strömte uns entgegen und machte jeden Meter zur Quälerei. Die Abfahrten danach wurden zur Rutschpartie und Herausforderung für unsere Bremskünste. Auf den letzten Metern nach Rinteln packten wir dann nochmal all unsere noch vorhandene Energie in die Oberschenkel und rollten nach 10:15 Stunden reiner Fahrzeit ins Ziel. Erschöpft, mit zitternden Beinen und noch ganz überwältigt von dieser verrückten Ausfahrt lagen wir uns in den Armen. Und das, obwohl wir doch den ganzen Tag nur gesessen hatten…

Bericht: Pia Groß, Bilder: Fahrtteilnehmer