Endlich wieder zurück ins Boot! Das entlockte vielen Ruderern erst mal einen Stoßseufzer der Erleichterung. Die Nebenbedingungen ließen dann aber doch so manchen zögern: Verzicht auf die Umkleideräume. Vorab-Reservierung. Hinterher keine Club-Bar. Und dann: Nur in den Einer. Die alte Trainer-Weisheit, dass der Weg ins Mannschaftsboot über das Kleinboot führt, das will sich so mancher dann doch derzeit ersparen. Und so kehren momentan überwiegend Einer-erfahrene Sportlerinnen und Hardcore-Ruderer in das Bootshaus zurück.
Klaus Soltau und Burchhard Lewe sind eigentlich ebenfalls im Mannschaftsboot zuhause. In verschiedenen Rudergruppen sieht man sie normalerweise mehrmals die Woche auf dem Wasser. Der Renn-Achter ist ihr Liebling, erfordert aber eine gut eingestellte Mannschaft. Nun geht es zurück in den Club und Corona-bedingt erst mal in den Einer. Das Internet Reservierungssystem finden sie unkompliziert: “Man wird sogar am Vortag per E-Mail noch mal an den Termin erinnert!” Bei der Auswahl der Einer gehen die beiden lieber auf Nummer sicher: Für die derzeit unbegleitete Fahrt im Einer wählten sie zunächst die beiden Filippi-Trimmis “Schnapp” und “Schnupp”, bis das nötige Bootsgefühl vorhanden ist. Dann kann man immer noch sportlicher in der Auswahl werden.
Nach dem behelfsmäßigen Freilegen der untergezogenen Ruderbekleidung geht es ans Eintragen im neuen Fahrtenbuch-Terminal in der Bootshalle. Das Fahrtenbuch ist dieser Tage nicht nur wichtig für die heilige Kilometerstatistik, sondern auch für das Verfolgen der Infektionskette, sollte sich der Corona-Virus trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bei uns im Club ausbreiten. Dann geht es an die Boote. Den neben dem Bootshaus gelagerten Trimmis sieht man an, dass es dieses Jahr leider keine Anfängerkurse gab. Allerdings gehen die beiden Boote nach der heutigen Premiere direkt zur Wartung an Dschabrail und Benno. Richtung Steg kann man die Trimmis nur zu zweit tragen. Bei Bootslängen von 5 – 7 Metern bei einem Einer ist das gemeinsame Tragen von Booten aber natürlich kein Unterschreiten des Sicherheitsabstands, sondern auch in Corona-Zeiten sinnvoll für die Gesundheit von Trägern und Boot. Ein kurzer Stop noch am Motorbootsteg: Dort hat in der Ruderpause ein Blässhuhn den Motor-Katamaran Armin bezogen. Hinter dem Außenborder brütet die Henne geschäftig auf ihrem Nest und lässt sich von den Ruderern nicht weiter stören.
Das Einstellen der Trimmis ist ungewohnt, ebenso die dabei gebotene Einhaltung der Distanz beim Beratschlagen der Fahrtroute. Dennoch gelingt dies zügig, und die beiden Ruderer legen vom Steg ab. Das diese Woche äußerst wechselhafte Wetter meint es gut mit den beiden, bei glattem Wasser und Sonnenschein herrschen gute Ruderbedingungen für Einer. So geht es erst mal Richtung Binnenalster, einen Blick auf die so lange gemiedene Innenstadt wagen. Nach einer kurzen Ruderpause an der Alsterfontäne führt der Weg weiter durch die Lombardsbrücke. Für Boote ohne Steuermann ist das immer ein Nadelöhr. Beim Manövrieren hilft allerdings die Erfahrung und das sich allmählich einstellende Gefühl für das Boot.
Auf der Außenalster geht es dann immer zügiger das Ostufer hoch Richtung Langer Zug und Krugkoppelbrücke. Am nördlichen Wendepunkt wird noch einmal die Aussicht genossen, bevor es zurück Richtung Club geht. Unterwegs stießen wir auf ein schwer sichtbares größeres Objekt im Wasser, das sich wahrscheinlich von einem Schwimmsteg gelöst hatte. Nicht ungefährlich. Ein Fall für die in Sichtweite befindliche Wasserschutzpolizei, die momentan auch eher übersichtliche Verhältnisse auf der Alster vorfindet. Überhaupt ist man in der Woche derzeit weitgehend ungestört auf der Alster. Für Einerfahrer bedeutet das auch, dass man sich momentan entspannen kann und sich nicht permanent umdrehen muss. Das wird diesen Sommer sicherlich noch ganz anders.
Unsere Ruderer waren inzwischen schon wieder zum Club zurückgekehrt, und die Anlegemanöver liefen trotz des derzeit niedrigen Pegels der Alster bemerkenswert routiniert. Gegen jahrzehntelange Erfahrung kommt eben auch keine mehrmonatige Zwangspause an. Schade nur, dass nach dem Desinfizieren der Blätter, Aufräumen und Austragen keine Möglichkeit mehr bestand, das Einer-Abenteuer auf der Club-Terrasse gemeinsam miteinander durchzugehen. Denn nach dem Sport müssen wir den Club umgehend verlassen. Dadurch entgingen wir aber auch dem nachfolgenden Schauer.
Wie waren Eure Erlebnisse beim Einerfahren? Über Fahrteindrücke, Erlebnisse und natürlich Bilder freuen sich Webseite und Galeere. Beiträge per E-Mail gern an den Autor.
Bericht: Lars Christiansen