Rund um Himmelfahrt zieht es die “Würstchen” in die Hauptstadt. Anlaufpunkt ist dann stets der Ruderklub am Wannsee (RaW), der einen exzellenten Ausgangspunkt für eine Wanderfahrt auf den Gewässern im Westen Berlins bietet. Und so fand vom 26.-30.05.2022 unter Führung (und vor allem Organisation!) von Peter Lougear die diesjährige Frühjahrs-Wanderfahrt der Würstchen (heutzutage ergänzt durch Ruderer diverser anderer Gruppen) statt, diesmal wieder vom RaW in Berlin aus. Mit von der Partie waren 2 Vierer und ein Dreier mit der Besatzung: Rudolf Dahlke, Hans Eisenträger, Wolfgang Höhler, Michael Hoffmann, Christian Lüthje, Jürgen Mücke, Axel Reiss, Stephan Schmidt, Rüdiger Schwarz, Werner Spamann, Karl Spurzem, Rainer Töbing und Lars Christiansen.

Wie immer begann die Unternehmung mit einem feierlichen Abendessen im Saal des Bootshauses zusammen mit Freunden aus dem RaW, allen voran Anita Lüders, die einmal mehr für die Boote unserer Wanderfahrt sorgte. Auch im Rahmen dieses Berichts herzlichen Dank dafür!

Stürmische See in und um Berlin, Havarie auf dem Schwielowsee

Ziel unserer ersten Tour am Freitag, den 27. Mai, war Werder an der Havel. Vorgesehen war eine Tagestour bis zum Ruderklub Werder, wo wir unsere Boote über Nacht unterbringen  und dann die zauberhafte Atmosphäre in der Altstadt genießen wollten. Vor unseren Augen stand bereits der Besuch im empfehlenswerten französischen Fischlokal „Arielle“, Bistro mit Selbstbedienung und vielen Tischen im Freien am Ufer der Havel. Alle haben sich darauf gefreut. Allein, die Unbill des Wetters machte uns einen Strich durch die Rechnung.

Denn nachdem wir trotz Kampf mit Gegenwind und Wellen gut bis zur ersten Rast im Ruder-Leistungszentrum Potsdam gekommen waren, wurden wir wenig später an der Einfahrt in den Schwielowsee bei dem bekannten Ort Caputh massiv gestoppt: Die von den Wetterfröschen prognostizierten Böen von bis zu 60 km/h schoben eine imposante Welle, der Schwielowsee blieb unpassierbar! Der führende Vierer war schon eine kurze Strecke in den See gefahren, drohte aber wegen der Wellen voll zu laufen und fuhr deshalb notgedrungen an den Strand. Der 2. Vierer und der Dreier kamen erst gar nicht in den See, beschlossen noch am Ende des Verbindungskanals umzukehren, wurden aber von Wind und Wellen an das steinige Ufer gedrückt. Trotz heldenhaften Einsatz der Herren Höhler, Mücke und Schwarz, die kurz entschlossen in die Havel sprangen und die beiden Boote vor dem Zerschellen retteten, blieb ein Bootsschaden zu beklagen. Das beschädigte Boot war aber weiter ruderbar.

Während die Mannschaft des ersten Vierers sich in einem Lokal am Ufer des Schwielowsees mit Speis und Trank erholte, ruderten die Mannschaften der beiden anderen Boote zurück nach Potsdam. Die Boote blieben dort über Nacht, das dritte übrigens deutlich später auch. Von dort ging es mit Taxen zurück zum RaW. Diese zu bekommen war aber sehr schwierig, die Straße „An der Pirschheide“ ist bei den Potsdamer Taxen nicht so gut bekannt. Ein Schuldiger an unserem Malheur war am Abend schnell ausgemacht: Lars Christiansen. Denn der war am ersten Rudertag gar nicht dabei. Also konnte man behaupten: „Wärst Du dabei gewesen, wäre das nicht passiert“.

 

Rudertour durch die Seen mit Schiebewind und Spargelessen

Der zweite Rudertag war dann längst nicht mehr so abenteuerlich, obwohl der Wind immer noch ordentlich aus West blies. Aber wir hatten ja lediglich die Boote vom Potsdamer Ruderzentrum zurück zu rudern, diesmal mit kompletter Mannschaft und ohne Havarie. Und die Berliner Taxis konnten wir auch gut zur Pirschheide in Potsdam dirigieren. Sicherheitshalber nahmen wir aber den windgeschützteren Weg über Teltowkanal, Tiefer See, Griebnitzsee und kleiner Wannsee. Allerdings, die kurze Strecke auf dem großen Wannsee zum RaW war auch kaum ruderbar. Auf Rat des erfahrenen Fahrtenleiters Peter Lougear wichen wir deshalb in Ufernähe zunächst nach Norden aus und fuhren sodann in West-Ost-Richtung mit Wind und Wellen von achtern zum RaW. Anderenfalls wären wir sicherlich durch die seitlichen Wellen vollgeschlagen. Der Tag wurde abgeschlossen mit einem sehr guten Spargelessen im RaW.

Der dritte Rudertag, der Sonntag, war von Peter Lougear als ganz gemütliche Ausfahrt mit Einkehr geplant. Ganz so gemütlich war es dann allerdings nicht, denn wir wurden zeitweise nass – diesmal vom Regen, nicht von den Wellen. Dafür hatte der Wind deutlich nachgelassen. Die Fahrt führte uns über den Kleinen Wannsee, den Pohlesee und den Stölpchensee zum Treptowkanal. An dessen Ende Richtung Potsdam wurde der zunächst ganz leichte Regen stärker, sodass wir mit allen drei Booten Schutz unter der Glienicker Brücke suchten. Als der Regen alsbald etwas nachließ, ruderten wir havelaufwärts Richtung Berlin zu der Neu-Entdeckung des letzten Jahres, „Pro Sport 24 Gatow“. Das ist ein Ruder , Segel- und Tennisverein mit einem guten öffentlichen Restaurant. Auf der dortigen Terrasse sitzt man sehr gut mit Blick auf die Havel und den Grunewaldturm genau gegenüber. Es war teils sonnig – sehr schön! – teils bedeckt, kühl und regnerisch. Aber das Essen war sehr gut und die junge Kellnerin sehr beeindruckend. Eine noch bessere „Berliner Schnauze“ als die ihrige habe ich noch nicht erlebt. Die Rückfahrt zum RaW durch das „Nadelöhr“ war leicht zu schaffen – es war mittlerweile trocken und sonnig, allerdings wieder mit stärkerem Wind, der auf dem großen Wannsee zu unangenehmen Wellen führte.

Zurück am Steg des RaW zeigte sich wieder einmal die ungeheure Gast- und Hilfsbereitschaft der RaW-Leute. Es war gerade eine Taufe eines liebevoll restaurierten Rennzweiers aus den 60 er Jahren zu Ende – mit einem Solo-Gesang einer behüteten Dame übrigens. Natürlich warteten wir artig, bis der Gesang zu Ende war, bevor wir mit unseren Sachen auf den Vorplatz des Bootshauses gingen. Aber dann, als unsere Boote, natürlich auch mit Hilfe von Gästen des Taufaktes, auf Böcken vor dem Bootshaus lagen, kam zum Wenden nochmals tätige Hilfe von Tauf-Teilnehmern im Fest-Ornat. Sogar die beiden „behüteten“ Damen fassten mit an. Ist so etwas bei uns auch denkbar? Ich habe meine Zweifel.

Berlin, und insbesondere der RaW, ist immer eine Reise wert, auch wenn das Ruderwetter einmal nicht optimal ist. Aber das Flair des RaW mit seinen Schlafzimmern mit vielen Doppelstockbetten, den im Verhältnis dazu wenigen Toiletten und dem Frühstück mit Blick auf den Wannsee ist immer wieder beeindruckend. Und die Hilfsbereitschaft der dortigen Ruderfreunde unübertroffen. Dann freut man sich gern auf die nächste Ruderfahrt vom Standort RaW.

Bericht: Werner Spamann