Als im November 2019 die Idee bei Sportlerinnen aus Club und Hansa aufkam, gemeinsam mit einem Achter in der Ruderbundesliga (RBL) zu starten, ahnte niemand, wie schwierig es für den Rudersport in dieser Saison werden würde. Zunächst einmal mussten die Ruderinnen, allesamt mit Leistungssport-Erfahrung, einiges organisieren: Sponsoren suchen, Trainer finden, …. und das Wichtigste – ein Team werden! Das alles natürlich neben regelmäßigem Training auf dem Ergo und im Achter neben Beruf oder Studium. Das vereinsübergreifende Team unter dem Namen “Hamburger Deerns” lizenzierte sich für die Erste Liga Frauen der Ruderbundesliga mit der RG Hansa als Hauptsponsor und dem Club als Co-Sponsor. Mit Christian von Warburg und Patrick Wiechens konnten die Hamburger Deerns zwei gestandene Coaches gewinnen. Das Abenteuer konnte also losgehen.
Gerade als alle ihre Rollsitze gefunden hatten, kam Corona in die Quere und schüttelte alles mächtig durcheinander. Viele Sportlerinnen verbrachten zunächst einige Wochen in der Heimat, an gemeinsames Training war schon gar nicht zu denken. Mit schweißtreibenden Trainingsplänen und Ergo-Fahren per Zoom blieb die Situation jedoch nicht lange düster. Ab Mai kam dann die erste Lockerung, die Einer wurden freigegeben. Seitdem kann man sich auf der Alster zumindest beim Skullen auf den Sprintwettbewerb im Riemenachter vorbereiten.
Für die weitere Saison 2020 gibt es einen Lichtblick: Wenn die Öffnung des Sports wie erwartet fortschreitet, finden im Herbst zwei Renntage statt!
Einzelne Stimmen aus dem Team verdeutlichen die derzeitige Gefühlslage:
Leonie Bergé (Teamsprecherin, RG Hansa): Anfangs war die Situation für mich sehr ungewohnt, da ich noch nie zu Hause Sport gemacht habe. Glücklicherweise konnte ich mich aber schnell motivieren, habe viele Homeworkouts gemacht und die Gegend auf dem Rennrad erkundet, was mir sehr großen Spaß gemacht hat.
Isabel Sturm (RG Hansa): Vom Gefühl ging es plötzlich von 100% auf Null, weswegen auch die Motivation zu Beginn eher gering war. Aber dadurch, dass wir schnell ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm bekommen haben, was wir auch online zusammen mit unserem Trainer durchgezogen haben, kam die Motivation rasch wieder. Spätestens seit wir auch wieder aufs Wasser dürfen, steigt die Hoffnung, dass doch noch Rennen stattfinden können.
Kim Alina Espey (Club): Natürlich vermisse ich das Achter fahren, vor allem weil wir Anfang des Jahres zu einem wirklichen Team zusammengewachsen sind und der Achter ins laufen kam. Aktuell haben andere Dinge einfach eine höhere Priorität. (…) Ich bin froh darüber, dass wir mittlerweile wieder im Einer raus dürfen und drücke uns allen die Daumen, dass wir bald wieder im Großboot auf das Wasser dürfen.
Christian von Warburg (Trainer, RG Hansa): Die Corona-Zeit war nicht die Leichteste für die Mädels, gerade nachdem die Winterzeit von viel Ungewissheit und organisatorischen Fragen geprägt war. So hatten wir uns umso mehr gefreut, im Mai endlich die ersten Rennen zu fahren und so auch eine Standortbestimmung in der Liga zu haben. Doch die Not macht ja bekanntlich erfinderisch, sodass wir uns während des Lockdowns mit Programmen auf dem Ergo oder im Liegestütz fit gehalten haben, und das dank Videokonferenzen trotzdem als Team.
Louise von Lacroix (Club): Am Montag, den 9. März, waren wir das letzte Mal zusammen auf dem Wasser! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich seit ich mit 9 Jahren das Rudern anfing, so lange nicht im Großboot gesessen habe. Anfangs war ich einfach nur sauer auf die Situation, doch irgendwann stellte sich eine Resignation ein. Durch schweißtreibende Intervall-Trainingseinheiten und gemeinsame Zoom-Ergo-Meetings, bleibt ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass das anstrengende Wintertraining nicht ganz umsonst gewesen ist. Von Woche zu Woche blicke ich gespannt auf weitere Lockerungen und habe derzeit gespaltene Gefühle: Natürlich will ich wieder rudern, aber eine mögliche zweite Welle bei der Corona Pandemie möchte ich deshalb auch nicht riskiert wissen.
Die weitere Saison 2020 wird auf jeden Fall abenteuerlich, da der Saisonplan dieses Jahr vollständig von einem externen Ereignis, nämlich dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie bestimmt ist. Club-Webseite und Galeere freuen sich darauf, die Sportlerinnen aus Hansa und Club bei ihrer ehrgeizigen Anstrengung zu begleiten, wieder einen Hamburger Rennachter in der Ruderbundesliga fest zu etablieren. Ganz neu haben wir die Club-Webseite um einen eigenen Punkt Ruderbundesliga ergänzt, auf dem wir über die Hamburger Teams berichten und die aktuellen Mannschaften vorstellen. Besonders freut uns Berichterstatter, dass wir mit unserem Counterpart in der RG Hansa eine gemeinsame Begleitung verabreden konnten. Wir hoffen, dass die nächste Lockerung die Hamburger Deerns bald zurück in den Achter lässt und wir dann wieder aktuell vom Training und der Rennvorbereitung berichten können.
Bericht: Louise von Lacroix
Bilder: Lars Christiansen und Jean-Marc Göttert (RG Hansa)