Das Interview mit DRV-Generalsekretär Jens Hundertmark führte Bettina Schaefer für die aktuelle Ausgabe der Galeere.

Die Ruderbundesliga ist in der Saison 2020 komplett ins Wasser gefallen. Es wurde nicht ein Rennen gerudert. Was waren die Gründe des DRV für diese Entscheidung?

Jens Hundertmark

Jens Hundertmark, Generalsekretär des DRV. Bild: DRV/Seyb

Aufgrund der Corona-Krise und des weitgehenden Lockdowns war bundesweit seit dem 16. März die Ausrichtung von Veranstaltungen nicht mehr möglich. Daher hatte das Präsidium des Deutschen Ruderverbands bereits Anfang April beschlossen, alle Veranstaltungen – inklusive der Ruder-Bundesliga – bis Mitte August abzusagen. Durch Verordnungen von Bund und Ländern verlängerte sich diese Frist kurz darauf noch bis Ende August. Damit entfielen vier der fünf Renntage, die in diesem Zeitraum angesetzt waren. Für das Liga-Finale im September war die behördliche Genehmigung Corona-bedingt bereits frühzeitig verweigert worden. Die angedachten Ersatzveranstaltungen im September und Oktober konnten trotz aller Anstrengungen nicht realisiert werden, weil keiner der zur Verfügung stehenden Ausrichter die aufwändigen Hygieneanforderungen der Genehmigungsbehörden mit vernünftigem Aufwand erfüllen konnte.

Leistungssportlerinnen und -sportler haben nicht nur im Winterhalbjahr 2019/2020 sondern bis heute und immer mit der Hoffnung, doch noch ein oder zwei Rennen zu rudern, fünf Mal die Woche und mehr trainiert. Was können sie jetzt gegen die in der Sache liegende Enttäuschung tun? Wie können sie sich weiter motivieren?

Diese Enttäuschung trifft ganz Sportdeutschland, und viele Sportarten sind noch härter betroffen als wir Ruderinnen und Ruderer. Wir haben unseren Beitrag geleistet, dass sich die Pandemie in Deutschland bislang nicht so gravierend ausgewirkt hat, wie in anderen Ländern in Europa und der Welt. Nach der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs in allen Bundesländern konnten wir im Nachwuchsbereich U19 und U23 noch Ranglistenregatten zur Nominierung für internationale Wettbewerbe und zur eigenen Standortbestimmung anbieten. Die Rückmeldungen darauf waren durchgängig positiv, und wie nach jeder Saison müssen wir den Blick nach vorn werfen. Wir sind zudem zuversichtlich, dass die Sprintmeisterschaften in Werder als Saisonabschluss durchgeführt werden. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren.

Welche Aufgaben haben jetzt die Trainer, zum Beispiel im Wintertraining?

Auch wenn wir derzeit in den Vereinen wieder einem weitgehend geregelten Wassertraining nachgehen können, ist die Corona-Pandemie nicht beendet. Es gilt daher bereits jetzt Vorbereitungen für ein vereinsbasiertes Training im Winter zu treffen. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten müssen dazu ggf. Krafträume umgeräumt werden und Bootshallen oder z.B. Zelte für die Ergometer eingerichtet werden.

Gibt es schon Ideen, Termine und Wettkampforte für die Saison 2021?

Nachdem der bisherige Liga-Manager nicht mehr zur Verfügung steht, führt das Fachressort Wettkampfwesen derzeit unter der Leitung von Rolf Warnke intensive Gespräche mit möglichen Ausrichtern und weiteren Partnern, um die Liga im Jahr 2021 in neuer Stärke auf die Beine zu stellen. Vorrangig soll dabei die Anzahl der teilnehmenden Teams gesteigert werden. Ziel ist es, dass die Veranstalter für die Saison 2021 spätestens im November bekannt gegeben werden können.

Und: Haben Sie bitte noch ein, zwei abschließende Sätze für die Sportlerinnen und Sportler?

Nach den Wochen des Lockdowns und der erzwungenen sozialen Distanz haben wir es genossen, wieder in den Verein zu kommen, mit den Ruderkameradinnen und Ruderkameraden gemeinsam im Boot zu sitzen. Aus vielen Vereinen wird uns berichtet, dass der Zusammenhalt in der Krise deutlich spürbar gestiegen ist und nachwirken wird.

Die Fragen stellte Bettina Schaefer, DHuGRC.
Portraitfoto: drv/Schwier
Titelbild: Der RBL-Achter der Hamburger Deerns in Werder/Havel, Bild: Christian von Warburg