Die Deutsche Ruderjugend veranstaltet seit ein paar Jahren eine Kooperation mit den französischen Junioren. Deutschland entsendet dabei die für den Baltic Cup nominierten Sportler in das gemeinsame Trainingslager. Und ganz wie es sich für einen internationalen Austausch gehört, ist dieses Trainingslager immer abwechselnd in Frankreich und in Deutschland. 

Philipp Dosse

Philipp Dosse

Philipp Dosse, A-Junior aus dem Club, wurde gerade erst in diesem Jahr für den Baltic-Cup nominiert und ist damit fester Bestandteil des deutschen Doppelvierers.  In das erste Trainingslager nach Paris ging es zunächst mit einiger Ungewissheit: Wie wird die Mannschaft für den Cup sein? Wie sind die Bedingungen im Trainingslager vor Ort? Was ihn vielleicht etwas beruhigte: Club-Cheftrainer Paul Heinrich reiste mit. Vor Ort übernahm ich die Betreuung des Doppelvierers im deutsch-französischen Trainingscamp.  

Los ging es für uns beiden am 24.08.2019 von Hamburg per Bahn nach Köln. Dort traf sich die komplette deutsche Mannschaft, die aus Doppelvierer weiblich wie männlich, als auch aus Vierer ohne Steuermann weiblich wie männlich bestand. Jedes der vier Großboote hatte einen eigenen Trainer zur Hand. Das Betreuerteam wurde vom Lehrgangsteilnehmer Frank Loch (Mainzer Ruderverein) vorzüglich vorbereitet. Zur Unterstützung der Sportler und zur Entwicklung einer Studie wurde das Team noch um eine Schlafwissenschaftlerin ergänzt. Die zu unserem Glück auch gut Französisch sprach. 

Für die ganze Gruppe ging es im TGV mit Vollgas Richtung Paris. Kleine Verständigungsprobleme und ein paar Baumaßnahmen in Paris zogen die Weiterfahrt zum Trainingszentrum etwas in die Länge. Vor Ort angekommen wurden wir freundlich von der französischen Mannschaft empfangen. Die Begeisterung über den imposanten Komplex war groß: In dem Wassersportzentrum werden die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris abgehalten. Die  Baumaßnahmen sind derzeit schon zu 80% abgeschlossen.  

In einem internationalen Trainingslager ging es natürlich nicht nur um das Training für den Baltic-Cup, sondern auch um den Austausch der Sportler aus den beiden Nationen. Auf der sportlichen Seite gab es neben zweimaligem Training am Tag im Doppelvierer auch eine Einführung in die Langhantel im Kraftraum. Bei kleinen Wettkämpfen zeigte sich schnell, wo welcher angehende Ruderrecke sportlich noch Nachholbedarf hat. 

Kulturell wurde das Trainingslager durch gemeinsame Unternehmungen aufgelockert. An einem Vormittag schwangen sich alle am Austausch Beteiligten in Rafting-Boote und paddelten damit durch den Wildwasserkanal der Olympischen Sommerspiele 2024. Das war natürlich nicht nur für Philipp und die Sportler eine willkommene Abwechslung,  sondern auch für uns Betreuer. Zur Verbesserung der Kommunikation zwischen den Teams wurde ein Sprachanimateur hinzugezogen. Mittels angeleiteter Übungen wurde so das (sprachliche) Eis zwischen den beiden Teams gebrochen. Und wenn man schon in Paris weilt, ist ein Ausflug in die Stadt natürlich Pflicht. Die Pariser Innenstadt war für uns inspirierend.

Was die sportliche Seite betrifft, hat Philipp mit seinem Doppelvierer im deutsch französischen Trainingslager eine großartige Steigerung aufs Wasser gebracht. Der filigrane Malte (RaW) auf der Schlagposition brachte den Takt ins Boot, Philipp übernahm diesen  gut und gab ihn an den hinter ihm sitzenden Luis (LRV Berlin) weiter. Der Maschinenraum des Doppelvierers saß zunehmend perfekt und gab dem Boot die vom Trainer geforderte Struktur. Im Bug schließlich sorgte Paul (Duisburg) für den nötigen Zusammenhalt und machte aus dem Doppelvierer ein rundes Paket. Mit der Kombination war ich nicht nur als Trainer zufrieden. Das Boot wusste, worauf es ankam, und setze es gut um. 

Natürlich ist ein Ruder-Trainingslager auch immer Wettbewerb. In den Belastungen übertrumpfte die Mannschaft im deutschen Männer-Doppelvierer die Mitruderer, sowohl auf den kurzen 500m als auch im Finale über die volle Distanz von 2000m und dominierte am Ende das Feld. 

Philipp und ich kommen mit neuen Erfahrungen und Bekanntschaften aus dem internationalen Austausch zurück nach Hamburg. Wer weiß, vielleicht entstehen auch noch langanhaltende Freundschaften aus den dort geknüpften Kontakten. 

Bericht: Paul Heinrich, Gael Depierre (Fotos)

Titelbild: Rudertrainer vor dem Olympiazentrum in Paris.

Deutsch-französisches Trainingslager an der Ruderstrecke für Olympia 2014 in Paris