Die Einladung kam überraschend, in den vergangenen Jahren hatten Lisa und ich unsere Tickets zu den Weltmeisterschaften immer knapp verpasst. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir in diesem Jahr an der U23-WM teilnehmen konnten. Sie fand vom 23. bis zum 27. Juli in Poznan (Polen) statt.

In dieser Rudersaison war es uns gelungen, mit unseren Leistungen zu überzeugen. Und so wurden wir zunächst zur unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV) nach Ratzeburg eingeladen. Im Gegensatz zu den anderen Disziplinen wurden erst dort im Riementeam der Frauen die Mannschaften gebildet. Dabei wurde entschieden, dass Lisa im 8+ ihre Rennen fahren wird, und ich im 4- an den Start gehe.

Die Wettkampfvorbereitung in Ratzeburg dauerte dreieinhalb Wochen, die wir als besondere, intensive Zeit erlebten. Das Miteinander verlief sehr positiv. Auf dem Wasser haben wir uns gegenseitig angefeuert und an Land viele nette, gesellige Abende verbracht. Es folgten zwei Tage zu Hause, zum Wäschewaschen und um kurz den Kopf freizubekommen. Am 20. Juli ging es dann morgens um sieben ab Hamburg mit dem Reisebus los nach Polen. Wir sind über Rostock und Berlin gefahren, um alle anderen abzuholen. Zehn Stunden dauerte die Fahrt.

In Poznan sind wir nach einem kurzen Stopp am Hotel sofort zum Austragungsort der WM gefahren. Der Maltasee liegt direkt an der Altstadt. Er bietet eine Regatta-Strecke in der Gesamtlänge von 2.170 Metern, acht Bahnen haben dort Platz. Nach dem Riggern und einer kurzen Mannschaftsbesprechung sind wir zwei Runden gerudert, um ein Gefühl für das Revier zu bekommen.

Das Organisationsteam hatte bereits auf eine Herausforderung reagiert: Der Wasserstand lag um 1,5 Meter niedriger als normal. Mit Schwimmstegen und einer verstellbaren Startbrücke wurde die WM trotzdem ermöglicht. Die Eröffnungsfeier fiel allerdings kleiner aus als geplant. Das schlechte Wetter sorgte dafür, dass viele der 22 Teilnehmer-Nationen nur ihre Fahnenträger schickten. Nach dem offiziellen Teil schaffte eine Band es dennoch, für gute Stimmung zu sorgen – wir sind über den Platz getanzt.

Am ersten WM-Tag sind wir morgens noch einmal zur Einstimmung auf den Maltasee hinausgefahren. Am Nachmittag stand der Vorlauf der 4- an. Wir hatten bis dahin nur eine grobe Vermutung, wie stark unsere Gegnerinnen sein könnten, und haben uns auf alles eingestellt. Der Vorlauf wurde unser bestes Rennen der WM. Obwohl wir etwas zu langsam starteten, konnten wir über die Strecke ordentlich Meter machen und sind als Dritte ins Ziel gekommen. Damit hatten wir uns für das Halbfinale qualifiziert.

Nike Utesch startete im 4-

Lisa Behrens startete im 8+

Am Donnerstag war Lisa dann im Vorlauf mit dem Achter dran. Sie konnte sich mit ihrem Team einen zweiten Platz und damit die Teilnahme am A-Finale erkämpfen.

Insgesamt herrschte eine super Stimmung. Es war beeindruckend, so viele andere Nationen mit ihren Booten zu sehen. Bereits bei den Vorläufen war die Tribüne voll, man wurde immer angefeuert, im Team haben wir gegenseitig mitgefiebert. Die Betreuung durch die Trainer, Physiotherapeuten, Bootsmeister und Organisatoren war hervorragend!

Am Freitag stand das Halbfinale an, unser Ziel war das A-Finale. Wir nahmen uns vor, die Fehler aus dem Vorlauf zu beheben. Leider haben wir dadurch unsere Stärke, den Streckenschlag, vernachlässigt und sind nicht so schön zusammengekommen wie im Vorlauf. Dadurch wurde es nur ein vierter Platz und somit das B-Finale für uns. Die Enttäuschung über dieses Ergebnis war im Team deutlich zu spüren. Trotzdem haben wir versucht, uns zusammenzureißen, auch um die restliche Mannschaft nicht mit unserer Stimmung zu beeinflussen.

Für das Finale am Samstag haben wir uns vorgenommen, unseren Streckenschlag zu nutzen und uns im Spurt noch mehr zu trauen. Leider haben wir unseren Start ein wenig verschlafen und konnten daher das Rennen nicht nach unseren Vorstellungen aktiv gestalten. Die WM endete für unseren Vierer auf Platz 11. Das ist nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft hatten. Trotzdem bin ich unglaublich dankbar, dass ich überhaupt teilnehmen durfte. Beim Ausfahren habe ich dann Nando, Su, Jette, Finnja und Kirsten erspäht, die mit der Clubfahne am Rand standen und Lisa und mich überrascht haben. Das hat die Laune dann wieder gehoben!

Am Sonntag ging es für Lisa in den Kampf um die Medaillen. Es wurde ein sehr knapper Kampf um Platz 3. Am Ende konnte der kanadische Achter seinen Bugball nach vorne schieben. Trotzdem kann Lisa mit ihrer Mannschaft unglaublich stolz auf dieses starke Rennen sein.

Nach Abschluss aller Rennen wurden die Boote abgeriggert und verladen, beim gemeinsamen Mannschaftsessen haben wir den Trainern und dem Supportteam (Physiotherapeuten, Ärzten, Sportwissenschaftlerin und Bootsmeister) mit kleinen Geschenken gedankt.

Insgesamt kann sich die deutsche Bilanz mit fünf Silber- und fünf Bronze-Medaillen sehen lassen. Die deutsche Mannschaft hat damit die meisten Medaillen errudert. Wir sind beide stolz, dass wir den Club international vertreten konnten. Nun heißt es für Lisa, fit zu bleiben für die EM Anfang September in Račice, Tschechien, und ich bereite mich auf mein Studium und das Rudern an der University of Texas in Austin vor.

Lisa Behrens (l.) mit den Teamkameradinnen des Achters. Fotos: Christian Schwier

Titelfoto: Die U23-WM fand auf dem Maltasee in Poznan statt, schon bei den Vorläufen fanden sich die ersten Zuschauer ein.