Was bewegt uns? Warum versuchen wir, innerhalb von acht Tagen acht Achttausender zu besteigen? Warum tauchen wir einhundert Meter und noch tiefer hinab, ohne Sauerstoff? Warum springen wir aus zehntausend Metern Höhe aus einem Flugzeug, mit nur einem Fallschirm, bestehend aus millimeterdünnem Stoff?

Ich weiß es nicht und der folgende Text wird darauf auch keine Antworten liefern.

Was ich aber weiß, ist, warum wir bei jedem Wetter immer wieder Montag- und Donnerstagabend in das Ruderboot steigen. Egal, wie sehr es weht und bläst, der Wind von allen Seiten kommt und die Wellen so hoch auftürmt, dass das Wasser den Steg überschwappt, egal ob der Regen nur in dünnen Fäden, dicken Tropfen fällt oder in Flocken aller Formen herunterrieselt, wir steigen um 19 Uhr ins Boot!

Warum machen wir das? Sind wir schmerzbefreit oder schlichtweg verrückt? Vielleicht auch ein wenig. Vor allem machen wir das, weil wir es wollen. Wir wollen heraus aus unseren ach so behaglichen Büros und komfortablen Wohnungen, wollen das geregelte und geordnete Alltagsleben für einen kurzen Moment eintauschen, uns den Elementen stellen und das Leben spüren. Darum rudern wir im Winter, um uns ein klein wenig der Herausforderung zu stellen und um hinterher sagen zu können: „Schweinehund, heute gewinne ich!“

Das soll keine Verklärung sein. Oft genug gewinnt vorgenannter Schweinehund, bleiben wir dem Training fern, schützen irgendein Zipperlein vor, das uns erlaubt zu schwänzen, irgendeinen wichtigen Termin, den wir noch vorbereiten müssen und darum – schade, schade – nicht zum Rudern kommen können. Beim nächsten Mal ja, auf jeden Fall, aber heute leider nicht…

Aber wenn wir uns dann doch aufgerafft haben, teilweise mit dem Fahrrad über den regennassen Asphalt gefahren sind oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln uns zur Alster gekämpft haben, dann werden wir auch oft genug belohnt. Belohnt mit einer wunderbar leeren Alster, die nur uns gehört und in deren spiegelglattem Wasser sich die Lichter der bekanntermaßen schönsten Stadt der Welt in herrlichen Bildern reflektieren, belohnt mit dem Gefühl, heute mal wieder stärker gewesen zu sein als die Verlockungen der Bequemlichkeit, belohnt mit der Gewissheit, das Richtige getan zu haben, um sich selbst wieder zu spüren und belohnt zu werden mit dem Gemeinschaftserlebnis in einem tollen Team und mit tollen Leuten!

Darum und nur darum gehen wir im Winter rudern und werden das auch weiterhin tun.

Die Breitensportgruppe ist offen für alle Interessierte und freut sich über jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin. Wir treffen uns montags und donnerstags um 19 Uhr am Steg und werden von einem Trainer betreut, der auf die richtige Rudertechnik achtet.


Foto: Lars Kähler