Es wurde am Spätnachmittag des 7. September schnell mehr als ein einfacher Fototermin auf dem Clubsteg: Nachdem Katharina Fegebank gemeinsam mit dem Frauen-Bundesliga-Team „Alstersprinter“ und den Nachwuchs-Leistungssportlerinnen des Clubs bei bestem Wetter fotografiert worden war, wollte sie es genau wissen: Wie oft wird trainiert, um bei Wettbewerben erfolgreich zu sein? Die Antwort beeindruckte sie: acht bis zehn Sporteinheiten in der Woche, die mit Schule oder Beruf vereinbart werden müssen.

Der Fototermin fand vor einem lange verabredeten Gespräch statt, zu dem Frau Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg und Senatorin in der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, in den Club gekommen war. Vor einem Jahr hatte sie dort eine Sportlerin begrüßt, die von ihrer Heimatstadt Dresden nach Hamburg gerudert war, um auf Makuladegeneration, eine seltene Augenkrankheit, aufmerksam zu machen und Forschungsmittel einzuwerben. Bei dieser Gelegenheit hatte Frau Fegebank die Einladung zu einem längeren Gespräch mit den Clubmitgliedern angenommen.

Katharina Fegebank erkundigte sich auch bei unseren Nachwuchs-Leistungssportlerinnen ausführlich, wie sich Sport und Schule vereinbaren lassen.

Die Leistungsbereitschaft der jungen Clubsportlerinnen und -sportler stand am Anfang des Gesprächs, das im sehr gut besuchten Veranstaltungsraum des Clubhauses von Georg Berssenbrügge, Kapitän für Verwaltung, moderiert wurde. Auf Nachfrage bedauerte Frau Fegebank die verpasste Chance einer Hamburger Olympia-Bewerbung und die Diskussion über die Urkundenvergabe bei den Bundesjugendspielen – zum Sport gehöre doch der Wettbewerb, die Freude über einen Sieg und ebenso die Bereitschaft, eine Niederlage zu verarbeiten.

Im Mittelpunkt des einstündigen Gesprächs stand die Bedeutung des Sports für den Zusammenhalt der Gesellschaft in der Metropole Hamburg. Als eine zentrale Herausforderung nannte Frau Fegebank neben der Gleichstellung und sozialen Fragen auch, dass mittlerweile jedes zweite Hamburger Kind einen Migrationshintergrund habe. Sie plädierte engagiert dafür, Vielfalt als Chance für eine offene Gesellschaft zu sehen. Als wichtige Stichworte wurden Inklusion und Diversität genannt – zwei Aufgaben, an denen der Club sehr aktiv mitarbeitet: Hier trainieren etwa 100 Schülerinnen und Schüler sowie gehörlose Ruderinnen und Ruderer; seit der Öffnung des vormaligen Herrenvereins haben Frauen ihre Plätze im Boot und auch im Vorstand eingenommen. Georg Berssenbrügge fasste diese Entwicklung unter dem Motto „Tradition weiterentwickeln“ zusammen.

Georg Berssenbrügge, Kapitän für Verwaltung, sprach mit Blick auf die Gastronomie auch die aktuellen Schwierigkeiten des Clubs an.

Neben dem Sport betonte Frau Fegebank in einem zweiten Themenbereich die große Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Zukunft der Hansestadt. Mit Blick auf alle Bürgerinnen und Bürger ermunterte sie, nicht immer nur über naheliegende Alltagsthemen wie das Anwohnerparken und das Fällen von Bäumen zu streiten, sondern auch auf Innovationen zu blicken. Als herausragendes Beispiel nannte sie die Science City, die langfristig in Hamburg-Bahrenfeld entstehe und schon heute international vorbildlich sei.

Es wurden aber nicht nur die großen, für die gesamte Stadt wichtigen Themen diskutiert. Stellvertretend für alle Clubmitglieder nutzte Georg Berssenbrügge das direkte Gespräch mit der Zweiten Bürgermeisterin für einen eindringlichen Appell, unserem Traditionsverein bei der gegenwärtig größten Herausforderung politisch zu helfen. Seit 170 Jahren habe der Club an dieser Stelle eine Gastronomie angeboten, sagte Berssenbrügge, die es allen interessierten Hamburgerinnen und Hamburgern ermöglicht habe, direkt an der Außenalster ihre Hochzeiten und runden Geburtstage zu feiern. Die Unterlassungsverfügung zur Nutzung der Gastronomie für Nicht-Clubmitglieder, die der zuständige Bezirk im Frühjahr dieses Jahres ausgesprochen habe, habe diese lange Tradition unterbrochen und damit auch das finanzielle Gefüge des Clubs gefährdet. Die Pachteinnahmen hätten immer dazu beigetragen, dass der Mitgliedsbeitrag relativ niedrig gehalten werden konnte – nicht wenige Fitnessstudios seien teurer. Frau Fegebank, die als Senatorin nicht für den Sport zuständig ist, versprach, das Anliegen des Clubs mit in die Gespräche des Senats hineinzunehmen. Sie könne zwar nichts versprechen, sei aber optimistisch, dass sich mit etwas politischer Kreativität eine Lösung finde und damit die Zukunft des traditionsreichen Clubs gesichert werden könne.

 

Trotz der sommerliche Temperaturen hatten sich über 90 Clubmitglieder angemeldet. Sie sorgten dafür, dass die Veranstaltung mit der Zweiten Bürgermeisterin ein großer Erfolg war.

 

Titelbild: Vor dem Gespräch traf sich Katharina Fegebank auch mit Mitgliedern des Frauen-Bundesligateams „Alstersprinter“.

Fotos: Lars Christiansen