Alstersprinterinnen beenden ersten Renntag dieser Saison mit einem fünften Platz

Drei Zehntel waren es, die uns am Ende vom Einzug ins Halbfinale und damit vom Kampf um die Medaillen trennten. Aber eins nach dem anderen: Am Freitag ging es für uns, die Alstersprinterinnen, zum ersten Renntag der Saison nach Kassel. Schon auf der Fahrt wurde deutlich, dass wir enorm gespannt waren auf unsere ersten Rennen: Wie gut können wir unser Training in den Rennen umsetzen? Wie schnell sind die anderen Boote? Und vor allem: Wie schnell sind wir? Nach der Ankunft in Kassel gab es All-you-can-eat-Pasta für uns von den Organisatoren, das Boot wurde geriggert und die Lebensmittelvorräte für Samstag eingekauft.

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht in der Jugendherberge ging es für uns Samstagmorgen um 8 Uhr zur Strecke. Im Zeitfahren ging es bei uns bereits (fast) um alles, da der Modus dieses Jahr ein anderer war: Die Achtelfinals wurden von außen nach innen gesetzt, wobei das schnellste Boot ein Freilos bekam. Anschließend wurden die weiteren Finals im K.O.-System ausgefahren. Konnte man sein Finale gewinnen, war man direkt im nächsten Finale. Alternativ konnte man sich auch über die schnellste Zeit der Zweitplatzierten für die kommende Runde qualifizieren.

Dementsprechend hieß es für uns gleich gut und schnell zu rudern, um ein vermeintlich leichtes Achtelfinale zu fahren. Erschwerend kam hinzu, dass mit der Strömung gerudert wurde und wir daher schon ahnten, dass die Rennen sehr schnell und eng werden würden. Das Wetter machte die Sache auch nicht leichter: Bereits morgens waren 25 Grad – tagsüber sollte das Thermometer auf 35 Grad ansteigen.

Um 9:36 Uhr war es dann so weit: Die Ampel sprang auf grün und es ging los. Auf der Bahn neben uns lag ein neues, uns unbekanntes Boot aus Bonn/Siegburg. Wir kamen gut vom Start weg und konnten unser Boot durch kraftvolle, schnelle Schläge früh vor das unserer Gegnerinnen schieben. Da diese bereits kurz nach dem Start einen Krebs fingen, konnten wir mit einem sehr starken und technisch guten Rennen einen ungefährdeten Sieg einfahren. Ein wenig ärgerten wir uns dennoch: Bei einem direkten Vergleich bis zum Ziel hätten wir vielleicht noch zwei, drei Körner mehr mobilisieren können. Unsere Freude über das dennoch gute Rennen wurde nach dem Zieldurchlauf allerdings etwas gedämpft: Da die Ziellinie sehr schräg war, haben wir einige Schläge zu früh aufgehört zu rudern. Gerade auf dieser kurzen, schnellen Strecke waren diese (Zehntel-)Sekunden aber so wichtig.

Genau das bestätigte sich anschließend auch bei dem Blick auf die Ergebnisse des Zeitfahrens: Dort standen wir auf dem fünften Platz, allerdings nur mit einer halben Sekunde Abstand zum Viert- und etwas über eine Sekunde zum Erstplatzierten des Zeitfahrens. Uns war klar: Wenn wir weiter so rudern wie heute Morgen (und bis zum Ende), ist hier noch richtig was drin heute. Mit dieser Einstellung ging es ins Achtelfinale gegen den Sechsplatzierten des Zeitfahrens: Minden. Das Team kannten wir bereits aus der letzten Saison, allerdings wussten wir nicht, ob die gleichen Personen im Boot saßen. Unsere Nervosität konnte man leider in der Startphase spüren: Wir kamen nicht sofort zusammen und so mussten wir uns an Minden ran hängen. Mit jedem Schlag konnten wir uns allerdings an sie heran schieben und kurz vor der Ziellinie unseren Bugball endlich vorbeischieben. Fazit unserer Schlagfrau Paula: „Mehr als gewinnen mussten wir nicht!“ Dennoch waren wir uns einig, dass das nächste Rennen wieder besser laufen musste.

Im Viertelfinale ging es nämlich gegen Krefeld, die Zweitplatzierten des Zeitfahrens. Auch hier war die Anspannung deutlich zu spüren, gleichzeitig wussten wir aber auch: Letzte Saison haben wir gegen Krefeld im Finale die Bronzemedaille gewonnen. Entsprechend selbstbewusst konnten wir einen guten Start fahren. Bugball an Bugball ging es über die erste Hälfte der Strecke, bis Krefeld uns dann Schlag für Schlag Zentimeter um Zentimeter wegfuhr. So konnten wir unser Viertelfinale zwar mit einem guten Rennen beenden, mussten uns allerdings den bärenstarken Krefelderinnen geschlagen geben. Noch gab es aber Hoffnung für das Halbfinale: Dafür brauchten wir die schnellste Zeit aller Zweitplatzierten. Nach nervenzerreibenden Minuten hatten wir die Zeiten vor uns: Linz, die das dritte Viertelfinale verloren hatten, waren drei Zehntel schneller als wir.

So mussten wir uns leider mit dem dritten Finale um Platz fünf zufriedengeben. Hier durften wir uns nochmal mit unseren Gegnerinnen aus dem Zeitfahren, Bonn/Siegburg, messen. Aufgrund deren Fehler im ersten Rennen konnten wir nur schlecht einschätzen, wie stark sie waren. Und inzwischen machte uns auch die Hitze zu schaffen – auch ohne Sport sind 35 Grad nur schwer auszuhalten. Dennoch gingen wir motiviert ganz nach dem Motto „der Zug hat keine Bremse“ an unser letztes Rennen: Dieses wollten wir auf jeden Fall gewinnen, um zumindest einen halbwegs versöhnlichen Abschluss des Renntags zu haben. Und genau das schafften wir: Nach einer erneut eher schwachen Startphase konnten wir uns immer weiter heranschieben und auf der Streckenhälfte etwa erstmals die Führung übernehmen. Diese gaben wir bis zum Ziel nicht mehr auf und so hieß es für uns: Fünfter Platz.

Wieder an Land zog unser Trainer Christian ein Fazit des Renntags: „Nach unserem starken Zeitfahren haben wir uns deutlich mehr versprochen für heute. Also: Weiter trainieren und beim nächsten Renntag das abrufen, was wir können – in jedem Rennen.“ Anschließend konnten wir endlich in die Fulda springen, um unsere Körper wieder auf Normaltemperatur zu bringen. Beim Grillen und der Party im Anschluss war von der kleinen Enttäuschung nur noch wenig zu spüren und wir feierten gemeinsam mit den anderen Teams bis in die Nacht hinein. Sonntagvormittag ging es dann für uns zurück nach Hamburg. Bei erneuten Temperaturen über 30 Grad fing der Kampf für diejenigen von uns, die auf der Rücksitzbank saßen, dann erst an. Dank mehrmaligem Stoßlüften bei 140 km/h fanden wir aber zurück in die Spur und konnten unsere Stimmen bei ABBA & Co. unter Beweis stellen. Und auf das Wetter in Hamburg ist ja zum Glück Verlass: Bei 17 Grad und leichtem Regen schlossen wir das Wochenende mit dem Riggern unseres Achters ab.

Vielen Dank an dieser Stelle an Jule aus Kassel, die spontan als Steuerfrau eingesprungen ist und ihre Aufgabe mehr als gut absolviert hat, und Christian, der alle Herausforderungen wie immer problemlos meisterte und uns in den richtigen Momenten das Richtige sagte. Schließlich auch ein großes Danke an die Veranstalter in Kassel: Ihr habt ordentlich vorgelegt für die folgenden Renntage.

Text: Paula Bäurich

Auf dem Foto zu sehen (von Bug nach Heck): Pia Groß, Anna Stäcker, Katha Rogosch, Marie Markhoff, Louise von Lacroix, Silja Runge, Lisa Schneemann, Paula Bäurich, Stf. Jule Böckmann aus Kassel