Nachdem man sich in der Krise eingerichtet hat, ist irgendwann die Sensation des Neuen verflogen. Unweigerlich richtet man sich in einer neuen Gegenwart ein. Nachdem dies anfangs die Aufregung um eine Versorgungssituation war, in der sich der Eine darüber beklagte, dass es kein Klopapier mehr zu kaufen gab, während der Andere um die wirtschaftliche Existenz kämpfte, entsteht allmählich ein neuer Alltag. In der Corona-Krise ist dies ein merkwürdiger Rhythmus, in dem übliche Strukturelemente wie Familienfeiern und Urlaubstage ausbleiben müssen. Jeden Tag können wir ins Home-Office, sofern wir eines haben. Und Fitness-Training oder ein virtueller Theaterbesuch finden nur statt, wenn es der eigene Antrieb und die schnelle Internet-Leitung hergeben.

Wenn man den Experten glaubt, wird die augenblickliche Corona-Krise mehr und tiefere Veränderungen für unsere Gesellschaft mit sich bringen, als wir dies anfangs glaubten und auch möglicherweise jetzt vorstellen können. Aber auch diese Krise wird vorbeigehen, wenngleich die Beschränkungen wahrscheinlich nur peu à peu gelockert werden können und auch die Rückkehr in die neue Normalität weitere Herausforderungen mit sich bringen wird.

Für uns als Club bedeutet dies, dass wir mehr denn je den Zusammenhalt suchen sollten. Die Gemeinschaft hilft uns bei der Suche nach der neuen Struktur, auch wenn ein Großteil der Berichterstattung – ebenfalls auf dieser Webseite – sich derzeit damit noch beschäftigt, was alles nicht geht und gerade abgesagt werden muss. Auch wenn irgendwann einmal alle Klopapierwitze gerissen worden sind, bleiben die vielen Social Media Accounts und Whats App-Gruppen enorm wertvoll, um sich darüber informiert zu halten, wie es den jeweils anderen in der Gruppe geht. Haltet Euch fit, geistig wie körperlich, damit wir irgendwann wieder einen Ruderbetrieb nach der Krise gemeinsam angehen können! Nachdem die Trainingsgruppe Anfang des Monats dazu bereits einen ersten Fitnessplan veröffentlicht hat, sendet uns Ulf Zindler zum Osterfest heute musikalische Ostergrüße von Zuhause.

Und das Galeere-Team zieht zum Osterfest mit geistigem Input nach! Heute werden die meisten Mitglieder hoffentlich die neue Ausgabe der Galeere im Briefkasten finden, die Euch über die Ostertage hilft. Wem das Heft mit den Olympiasiegern aus dem Jahr 1900 auf dem Titelbild noch nicht genügend Ruder-Input ist, dem seien hier drei Bücher empfohlen, die sich mit dem Thema Rudern beschäftigen:

Das Wunder von Berlin” von Daniel James Brown.

Vor den Augen der Weltöffentlichkeit und gegen jede Wahrscheinlichkeit erfüllen sie sich einen Traum: 1936 treten neun junge Männer aus der amerikanischen Provinz an, um in Berlin olympisches Gold zu gewinnen. Daniel James Brown schildert das Schicksal von Joe Rantz, einem Jungen ohne Perspektive, der rudert, um den Dämonen seiner Vergangenheit zu entkommen und seinen Platz in der Welt zu finden. Wie er und seine Freunde vor den laufenden Kameras Leni Riefenstahls den Nazis ihre Propagandashow stehlen, ist ein atemberaubendes Abenteuer und zugleich das eindringliche Porträt einer Ära. Eine unvergessliche, wahre Geschichte von Entschlossenheit, Überlebenswillen und Mut.

Das Buch hat mich ein wenig gespalten hinterlassen. Einerseits hat mich die Schilderung des persönlichen Lebenswegs des US-Schlagmanns Joe Rantz zu Zeiten der großen Depression im Nordwesten der USA sehr gefesselt. Andererseits empfand ich die Schilderung des Höhepunkts, des Olympia-Besuchs 1936 in Berlin, als etwas zu platt. Dennoch ist das Buch fesselnd geschrieben und lesenswert. Wer sich eingehender mit dem Thema befassen will, dem sei zudem die alljährliche Sternfahrt vom Ruderklub am Wannsee zu Wiking in Berlin empfohlen. Nicht nur findet man bei Wiking eines der Boote, die 1936 auf der Regatta dabei waren, sondern auch zahlreiche historische Anknüpfungspunkte.

Schlagmann” von Evi Simeoni

Die erfolgreiche Journalistin Evi Simeoni beschreibt in ihrem Debüt die an einer wahren Begebenheit orientierte Leidensgeschichte eines Hochleistungssportlers. Der Schlagmann Arne Hansen gewinnt zwar die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen, aber er kann sich an dem Sieg nicht freuen. Innerlich ist er leer und ausgebrannt. 

Der Höhepunkt seiner Sportlerkarriere ist auch der Wendepunkt seines Lebens. Fassungslos müssen seine Freundin und ein Mannschaftskollege mitansehen, wie der magersüchtige Arne sich selbst zugrunde richtet. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird der unaufhaltsame Niedergang und das Sterben eines Menschen mit großer erzählerischer Wucht und Anteilnahme geschildert.

Die Buchempfehlung stammt übrigens von Felix Schaefer. Das Thema des 2012 erschienenen Buches ist angesichts der weltweiten Verschiebung der Regatten für den Hochleistungssport, der auch bei uns im Club betrieben und gefördert wird, aktueller denn je. Weiterführende Informationen dazu gibt es bei Wir für Yannic.

 

“Über das Wasser” von H.M. van den Brink

Wenn David und Anton, zwei Jungen aus ganz unterschiedlichen Stadtvierteln, in perfekter Harmonie über den Fluss gleiten, sind sie wenigstens zwei Sommer lang zu einer idealen Einheit verschmolzen. Anton hatte sich mit seinem jüdischen Freund David im Zweier auf die Olympischen Spiele vorbereitet, bevor die politischen Veränderungen alle Pläne vernichteten.

Felix Schaefer empfiehlt hier ein Buch aus dem Jahr 2000, dass nicht nur als Buch sondern auch als Hörbuch erhältlich ist. Auch in diesem Buch ist die sportliche Vorbereitung auf die Olympischen Spiele die Rahmenhandlung, die sich heute bei unserer Literatur vom Galeere-Cover bis in alle Buchtipps hineinzieht.

Wenn Euch die neue Galeere und unsere Buchempfehlungen zum heutigen Tage gefallen, dann schreibt uns gern. Ebenso bin ich für weitere Buchempfehlungen mit Rudersport- oder Club-Bezug dankbar, gern mit oder notfalls auch ohne Bild des Empfehlenden aus dem Homeoffice.  Diese Krise wird leider nicht so schnell vorbeigehen, wie wir es uns wünschen. Bis dahin brauchen wir Mut, Gesundheit und auch intellektuell  immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

 

 

Osterliche Grüße aus dem Home-Office mit einer Buchempfehlung.