Die dritten 500 Meter – oder: Warum Aufgeben keine Option ist.
Wenn ich an die anstrengendsten 2000-Meter-Rennen in meinem Leben zurückdenke, dann ist es eigentlich immer die Phase nach der Streckenhälfte, die mir in Erinnerung geblieben ist. Die, in der die großen Zweifel kamen. Weitermachen? Aufhören? Was mache ich eigentlich hier? Und warum hört der Gegner nicht einfach auf?
Ganz ähnliche Zweifel beobachte ich auch gerade bei meinen Sportlern. Während in der ersten Lockdown-Zeit im vergangenen Frühjahr noch alles einigermaßen erträglich war und man bei bestem Wetter eine Menge Sport im Freien machen konnte, geht es jetzt an die Substanz. Wir befinden uns also gerade mittendrin – auf den dritten, den knüppelharten 500 Metern der Pandemie. Der Steuermann, der ein „Ich kann das Ziel schon sehen!“ einwirft – nicht hilfreich. Der Trainer mit den klugen Ratschlägen von der Seite – ebenso wenig.
Was hilft also jetzt in dieser Situation? Das, was auch im Rennen hilft: Arschbacken zusammenkneifen und weitermachen. Eine Trainerkollegin sagte einmal: Kiste auf, inneren Schweinehund rein, Kiste zu, draufsetzen.
Der Endspurt im Frühling und Sommer wird wieder Spaß machen, die Normalität wird immer mehr zurückkehren, es wird zwar noch anstrengend sein, aber die Kürze der verbleibenden Strecke wird alles leichter machen.
Ist es richtig, ein Ruderrennen mit einer Pandemie mit Millionen Toten zu vergleichen? Ich finde ja. Nämlich dann, wenn es darum geht, Durchhaltevermögen zu zeigen und vielleicht auch mal die eigenen Interessen hintenanzustellen, um Ältere und Risikopatient*innen zu schützen. Es ist wie im Achter: Wenn einer schwächelt, halten die anderen extra rein, um für ihn mitzukämpfen.
Also: Lasst uns dran bleiben, weiter mit den Einschränkungen leben, auch wenn es anstrengend ist. Denn dieses Rennen müssen wir einfach gewinnen.
Beitrag: Jan Suhrhoff, Landestrainer U23 Hamburg
Bild: drv/Schwier