Rudern auf der Mecklenburger Seenplatte

„Feuchtfröhliches“ Rudererlebnis auf unserer Hausstrecke
Teilnehmer: Gastruderer aus Wiesbaden und Göttingen sowie Kai Daniels, Timo Dettmann, Dirk Behrends
Seit einigen Jahren bereits nehmen Kai, Timo und ich an organisierten Wanderfahrten in Polen teil. In entspannter Atmosphäre, denn man muss sich ja nicht selbst um die Orga kümmern, kann man dabei nette RuderkameradInnen kennenlernen. Bei einer dieser Fahrten lernten wir eine größere Rudergruppe aus Wiesbaden kennen. Die anfänglichen Bedenken (Wiesbaden: gleich drei Ruderer aus dem CLUB, die streben bestimmt die Weltherrschaft an. Wir: so eine große Gruppe, die möchten bestimmt unter sich bleiben) wich schnell einer gegenseitigen Sympathie, so dass man die Durchführung gemeinsamer Aktivitäten beschloss. Nachdem Kai uns Hamburger auf charmante Weise quasi selbst einlud (der Wein bei Euch schmeckt doch sicher sehr gut?) wurden wir tatsächlich zu einer Rudertour auf dem Rhein von Wiesbaden nach Bacharach eingeladen. Ein sowohl in kulinarischer wie auch rudersportlicher Hinsicht gelungenes Event. Wir Norddeutschen beschlossen, den Rheinruderern einen Gegenbesuch auf der Mecklenburger Seenplatte zu ermöglichen. Ich tüftelte eine interessante Route aus, Kai kümmerte sich wie immer um die Unterkünfte.
Früh am 11. Juni 2016 machten wir Hamburger uns von Wilhelmsburg mit der Nausikaa und der Ulu auf den Weg zum Start nach Lübz. Dort angekommen, riggerte Kai die Boote auf, Timo und ich fuhren den Hänger zum Ziel nach Fürstenberg. Unerfreulicherweise wurden in Fürstenberg die Straßen erneuert. Ein Umstand, der uns durch weiträumige Umleitungen eine erhebliche Zeitverzögerung eintrug. Zum Glück ersparte uns Timos Google-Navi die ärgsten Umwege. Den Ruderkameraden aus Wiesbaden erging es nicht ganz so glimpflich. Ein Wagen musste mit leerem Tank vor dem Ziel zwischengeparkt werden, auch das andere Auto erreichte das Ziel mit nahezu leerem Tank und derart großer Zeitverzögerung, dass die Rückreise nach Lübz per Bahn erst mit 2 Stunden Verzögerung erfolgte. Die Rudergruppe hielt sich derweil per WhatsApp über die aktuellen Entwicklungen auf der Straße und bezüglich des Aufenthalts der bereits in Lübz Angekommenen auf dem Laufenden. Untergebracht wurden wir unweit der Marina im empfehlenswerten „Hotel Christine“. Abends trafen wir uns in den „Eldeterrassen“ und feierten das Wiedersehen.
Am Sonntag, dem 12. Juni, starteten wir auf der Elde in Richtung Plau am See. Als erstes fuhren wir in die Schleuse Lübz. Danach ging‘s endlich richtig los. Das Rudern wurde begleitet von sporadisch auftretenden, leichten Regenfällen. Nach einer weiteren Schleuse beschlossen wir, am Wasserwanderrastplatz „Bermuda Dreieck“ eine Mittagsrast einzulegen. Die dortige Wirtin Irina wies uns kundig den Festmachplatz an und bemühte sich dann erfolgreich mit Räucherfisch und deftiger Kost um unser leibliches Wohl. An der nächsten Schleuse (Barkow) wurde aus den leichten Regengüssen ein stärkeres Dauerregenereignis. Die Regenjacke sollte fortan ein wichtiger Begleiter werden. In Plau angekommen, konnten wir zunächst unser Gepäck an der direkt an der Elde gelegenen Unterkunft „Fackelgarten“ abgeben. Danach fuhren wir die Boote um die Ecke zum öffentlichen Wasserwanderrastplatz. Achtung: Auch öffentliche Wasserwanderrastplätze sind seit einiger Zeit kostenpflichtig! Eine Anmeldung beim Hafenkapitän ist erforderlich. Die Ausnahme stellen Biwakplätze ohne sanitäre Einrichtungen dar. Abends speisten wir vorzüglich im „Fischerhaus am See“, das Fußballspiel Deutschland – Ukraine schauten wir uns im „Café Pavillon“ an.
Am Montag ging es von Plau am See nach Waren an der Müritz. Zunächst wurde der Plauer See überquert. Der Wind war schwach, die Wellen entsprechend unerheblich. Glücklicherweise regnete es einmal nicht. Nach dem deutlich kleineren Petersbacher See erreichten wir unser Mittagsziel, die Inselstadt Malchow. An der Drehbrücke in Ortsmitte befindet sich ein schickes Restaurant mit Steg. Nach Kaffee und Eis ging es weiter. Erst folgten der Fleesensee, dann der etwas größere Kölpinsee. Kurz noch die Binnenmüritz überquert, und wir erreichten unser Tagesziel Waren. Untergebracht waren wir dieses Mal im vorzüglichen „Hotel Ecktannen“. Abends ging es in die Innenstadt ins sehr empfehlenswerte Restaurant „Alt Waren“. In Waren selbst finden umfangreiche Baumaßnahmen im Uferbereich statt. Im Zuge eines Großprojektes werden mehrere hundert Appartements sowie die entsprechende Anzahl von Liegeplätzen hergestellt.
Der heikelste Abschnitt stand uns am Dienstag bevor: die Überquerung der Müritz. Ein relativ schwacher Wind kann bereits zu erheblichen Wellen führen. Die Vorhersagen lagen mit 1-2 Windstärken im Rahmen. Allerdings sollten uns anhaltende Regenfälle den ganzen Tag über begleiten, und ab der Tagesmitte bestand ein mittleres Gewitterrisiko. Unter den mitleidigen Blicken der übrigen Hotelgäste verließen wir bei strömendem Regen unser Hotel. Das Wasser auf dem See war spiegelglatt. Das war die Hauptsache. Gut gelaunt legten wir ab. Nach dem Passieren der Binnenmüritz öffnet sich vor einem der gewaltige Müritzsee. Das Gegenufer verlor sich im Morgendunst. Der Regen schwächte sich zu einem Nieseln ab, bei den vorherrschenden moderaten Temperaturen eigentlich sehr angenehm. Wir ruderten die Ostseite des Sees entlang, immer bereit, bei plötzlich auftretendem Gewitter schnell in Richtung Land zu rudern. Es klappte. Um die Mittagszeit ruderten wir in den Bolter Kanal und ließen die Müritz hinter uns. Kaum hatten wir an der folgenden Umtragestelle ein Bier bestellt, brach ein Gewitter los. Wir dagegen waren sicher. Wir warteten das Gewitter ab und zogen weiter. Es folgten Woterfitzsee, Leppinsee und Mirower See. In Mirow legten wir wie bereits 3 Jahre zuvor beim Strandhotel an. Abends gingen wir in die „Blaue Maus“. Etwas ärgerlich: Für einen erforderlichen Nachschlag zum spärlich bemessenen Hauptgang wurden der Gruppe 3 zusätzliche Portionen berechnet. Abends gingen wir noch auf einen Absacker auf die Liebesinsel und genossen die wunderschöne Abenddämmerung.
Nachdem das Kulturprogramm bisher etwas zu kurz gekommen war, beschlossen wir die folgende Ruderstrecke von Mirow zur „Marina Wolfsbruch“ in Kleinzerlang etwas abzukürzen und uns den geplanten Umweg über Rätzsee und Gobenowsee zu ersparen. Am Vormittag wurde also Mirow besichtigt, allerdings ist der Ort von der schönen Umgebung und dem Schloss einmal abgesehen nur wenig bemerkenswert. Als Geheimtipp kann der Fischimbiss direkt an der Straßenbrücke bei Mirow empfohlen werden. Anlegemöglichkeiten sind vorhanden. Wir fuhren, natürlich bei Regen, über Zotzensee und Mössensee zur Diemitzer Schleuse. Dort mussten wir erst einmal warten, denn bedingt durch die Mittagspause an der Schleuse hatte sich ein gewisser Stau aufgebaut. Nach einer guten Stunde ging es weiter, nur um kurz danach an der Schleuse Canow mit den gleichen Booten wieder warten zu müssen, dann in den Hüttenkanal hinein, und nach Passage der dortigen Schleuse hatten wir die „Marina Wolfsbruch“ erreicht. Die Marina war uns bisher nicht bekannt. Es handelt sich um eine größere Ferienanlage mit ca. 100 Anlegestellen sowie Dutzenden Ferienappartements. Zentral angeordnet ist die Verwaltung mit Restaurants, Spa-Bereich, Bootsvermietung usw. Hier sollten wir für 2 Tage verweilen.
Am Donnerstag stand eigentlich die interessanteste Strecke auf dem Programm: Eine Tagestour mit einem Abschnitt über die Schwaanhavel, der als nicht beruderbar gilt, dazu 4 Schleusen und 2 mal umtragen. Nach den Erfahrungen vom Vortag mit den langen Wartezeiten an den Schleusen, beschlossen wir, stattdessen eine Tagestour nach Rheinsberg durchzuführen. Das Wetter war gut. Rasch erreichten wir Rheinsberg, legten beim Ruderverein an und genehmigten uns einen kleinen Imbiss. Anschließend erfolgte ein kleiner Rundgang durch die Außenanlagen des Rheinsberger Schlosses. Auf dem Rückweg stoppten wir beim Restaurant „Zum Achter“ für eine längere Pause. Der idyllisch gelegene Ort lud zum Baden ein. Unserer reizenden polnischen Bedienung halfen wir bei der Abrechnung. Abends in der Marina schauten wir uns noch das Spiel Deutschland – Polen an.
Der Freitag führte uns nach Fürstenberg. Bei starkem Regen fuhren wir auf der Müritz-Havel-Wasserstraße über den Kleinen Pälitzsee und passierten die Schleuse Strasen. Danach folgten Ellbogensee und Ziemsee. Nach einer letzten Schleuse auf der Steinhavel erreichten wir den Röblinsee, unser Tagesziel nach schlappen 22 km. Mit feuchten Klamotten holten wir die Boote an der Marina an Land. Wir wurden bereits vom Hausmeister unserer Unterkunft, der „Villa Ingeborg“, erwartet. Er fuhr das Gepäck direkt zur Villa. Die Unterkunft kannten wir bereits von unserer letzten Tour. Nach dem Duschen wurde mit des Hausmeisters` Hilfe das Tankproblem bei unseren Wiesbadener Freunden gelöst. Abends gingen wir ins „Gasthaus Zur Linde“. Dort gibt es deftige Hausmannskost. Der Betreiber ist ein ehemaliger Kanufahrer und versorgt Wassersportler gerne mit Informationen. Sein Restaurant scheint zusätzlich eine Devotionalienhalde für allerlei DDR-Trödel zu sein. Man speist neben Bildern ehemaliger Politiker wie z.B. W. Ulbricht oder altem Trabbizubehör. Abends im Hotel konnten wir uns noch bei Wein und Bier ein wenig entspannen. Gegen Mitternacht wurde Timo ein Geburtstagsständchen zu seinem Geburtstag vorgetragen.
Bild: Schleuse Himmelpfort, Sonnabend der 18. Juni 2016
Am Sonnabend ging es noch einmal bis nach Lychen- eine sehr schöne Strecke, die zum Teil durch ein hügeliges Waldgebiet führt. Die Fahrt wurde leider wieder einmal von stärkeren Regenschauern begleitet. In Lychen genehmigten wir uns im Restaurant „Zum Dicken“ einen Imbiss. Am Eingang machte „Der Dicke“ bereits das Motto des Restaurants deutlich: „Hier gibt’s keine vegetarischen oder veganischen Gerichte!“ Wir wurden in den selbst gezimmerten Biergarten geführt. Immerhin blieb man dort trocken! Auf der Rückfahrt kam es noch kurz vor dem Ziel in der Schleuse Fürstenberg zu einem gefährlichen Zwischenfall. Ein ebenfalls in der Schleuse befindliches Mietfloß wurde vom hereinströmenden Wasser beim Schleusenvorgang von der Wand abgetrieben, direkt auf unsere Boote zu. Die Floßbesatzung blieb erstaunlich unbekümmert, während wir bereits das Schlimmste befürchteten. Zum Glück ging alles gut. Wieder legten wir in der „Marina Röbliner See“ an. Die Gruppe reinigte die Boote und machte den Hänger transportklar.
Sonntags verabschiedeten wir uns voneinander. Trotz des vielen Regens hatte die Fahrt allen gut gefallen. Die meisten Teilnehmer würden wir in bereits 3 Wochen auf einer Wanderfahrt über polnische Gewässer wiedersehen.
Den Wiesbadener Ruderfreunden und den Gästen aus Göttingen danken wir an dieser Stelle nochmals herzlich für ihre großzügigen Spenden zum Bootshausneubau!
Dirk Behrends